Was ist, wenn Fashion Week in Berlin ist und ich nicht hingehe? – Stört keinen und bringt mich zum Grübeln über: Was Mode ist in unserer Zeit? Und was hat es auf sich mit „German Design“? – Wie sagte mein Mann gestern: ‚Du als Außenseiter musst Dich aus Dir selbst heraus definieren.‘ – Muss ich also! Bin ich aber trotzdem „German Designer“? Natürlich trage ich die DNA von „Deutsch“ in mir, von „nass-grünen Wiesen“ Richtung Sylt, von dunklen Wintertagen und milchigem Licht, von wolkenverhangenen Himmeln, feuchter Kälte und pragmatischem Moin-Moin. – Und wie ist es mit deutscher Schwermut, deutscher Theatralik, deutscher Abwesenheit von Witz und Spiel … – Nein, das zeichnet mich nicht aus, und ich würde mich auch nicht unter „deutsche Designer“ kategorisieren lassen. Wo ich herkomme ist das eine, wo ich hin will, ist das andere. Meine Inspiration ist die Kunst, die Musik, sind die Menschen, die sich mit Haut und Haaren einer Sache verschreiben, ist die Straße, die nicht nur in Berlin liegt, sondern in allen Städten der Welt. Die Geschichten erzählen von dem, was mich interessiert, was andere interessieren könnte – Yves Saint Laurent, die verrückte Hattie Carnegie, George Méliès … das ist nicht „German“.
Meine Materialien sollen entlang der Figur streichen und sie nicht umfalten. Mich fesselt nicht die Architektur der Kleidung, sondern wie sie den Körper der Frau modelliert. Ich möchte nicht einkleiden, um zu verkleiden, sondern die Persönlichkeit der Trägerin unterstreichen. Es geht nie um mein Ego, sondern um das Ego der anderen.
Auszüge aus dem Katalog der Fashion Week Berlin 2018:
Darum fahre ich jetzt mit dem Zug durch nassgrüne dunkle Wiesen statt den Rausch der Fashion Week Berlin auszuschlafen. – Im Kopf trage ich das kommende Frühjahr und den neuen Herbst-Winter. Beide Kollektionen stehen ganz im Zeichen von Frankreich, und ich lasse mich leiten von der Leichtigkeit einer Clara Haskil.
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