Welche Bilder senden wir mit den Mitteln der Mode angesichts von Krieg und Leid der Menschen? Kann Fashion überhaupt darauf reagieren oder bleibt es eine Gegenwelt, selbstbewusst und schön? Wie trennen wir die Message vom Konsum? Das sind alles Fragen, die derzeit diskutiert werden, grundsätzlich, aber leider auch in einer hektischer Anpassung an die Gegebenheiten.
Einer hat auf jeden Fall die Auseinandersetzung mächtig angeheitzt: Demna Gvasalia, der Chefdesigner von Balenciaga, der 1993 als zehnjähriger mit seinen Eltern vor den Russen aus Georgien floh.
Seine Show zur Fashion Week Paris vor wenigen Tagen beginnt mit einem Poem in ukrainischer Sprache, in dem es um Stärke geht, um Liebe und dass die Söhne das Land beschützen werden. Auf eine Übersetzung wird verzichtet, dann laufen androgyne Models durch den Kunstschnee.
Es ist eindringlich, aber ist es gut und vor allem ist es richtig? Die Kritiker sind gespalten. Demna interessiert Mode nicht mehr, so sagt er in einem Interview, und dennoch ist er Angestellter des mächtigen Kering Fashion-Konglomerates. Wird sein Antistatement zu einem Marketing-Tool?
Elenora Gray, Chefredakteurin von Runway Magazines hat dazu ihre eigene wütenden Meinung: „There you go, the public got all 360° trash taking show, watching models walking in aquarium at artificial snow storm. I don’t know how much entertaining was it. This type of show for rich and famous to see how poor live in snowy desert, and how they take off the trash, it’s not my kind of things.“ (6.3.2022)
Kim Kardashian in der ersten Reihe, Trash Bags für ein horrendes Geld ($3.000)… Mag sein, es regt die Diskussion an, aber was bleibt, jedenfalls bei mir, ist ein Unwohlsein, ein Gefühl von Missbrauch. Wird hier das Drama des Krieges genutzt, um Aufmerksamkeit zu erregen? Mode ist nicht Kunst, sondern sie ist bei all ihrer Komplexität ein Konsumgut, etwas, dass wir tragen, mit dem wir uns präsentieren und auch zur Schau stellen. Auf dem Müllbeutel prangert das Logo, damit es ja kein Missverständnis gibt.
PS: Von jedem Kauf spenden wir € 50,00 an das Deutsche Rote Kreuz, Stichwort „Nothilfe Ukraine“.
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