Letztens schrieb ich, dass der Klimawandel die Welt der Mode erreicht hat. Die Stoffmesse in Paris, die Premier Vision, machte es zum alles beherrschenden Thema. Das Umdenken hat bei den Textildesigner und Manufakturen begonnen. Nun hat es die Laufstege erreicht und Maria Grazia Chiuri setzte ein deutliches Statement für den Herbst-Winter 2020/21.
“Christian Dior loved gardens. Flowers are part of the heritage of Dior. But when I see flowers and gardens now, I don’t see just joy, or the beauty of nature. I see all the concerns about our future, and the need to take action … So I was asking myself, how can we celebrate nature in a meaningful way?” (Maria Grazia Chiuri)
Abb: Roma e Toska, „Ruwenzori“, Herbst-Winter 2020/21
Roma e Toska konzentriert sich ebenfalls auf die Natur und ihre Bewahrung in der Herbst-Winter 2020/21 Kollektion: Ruwenzori. Und wie die Chefdesignerin von Dior muss auch ich mich permanent befragen und befragen lassen, wie ich mit den Mitteln der Mode ernsthaft und glaubwürdig sein kann, in dem, was ich als Haltung nach außen tragen: Zeitenwende!
Es ist Chiuri gelungen, Dior aus dem Dornröschen-Schlaf zu erwecken, warum sollte sie nicht ihre Stimme neu erheben, wie sie es schon mit „We should all be feminists“ getan hat. Wenn es auch noch nicht „durchdekliniert“ ist in alle Verästelungen ihres Unternehmens, so ist es ein Anfang.
Meine Editionen besaßen immer ein tiefergehendes Thema. Oft ging es um Freiheit (Delacroix), um die Macht der Phantasie, das Wort galt dem Zauberer (Georges Méliès), dem Fabelerzähler (Jean de La Fontaine) oder dem Dialog mit den Kulturen (East meets West, Arabeske und der persische Garten).
Mit „Eisbären im Sommer“ (2017) gab es die erste Kollektion, die sich dem Klimawandel widmete. Saisonen wurden aufgehoben, ein Inhalt, der zum Winter gehört, in den Sommer verlegt. Ihr habt es angenommen, mit mir die Ernsthaftigkeit diskutiert und es weiter in Euer Umfeld getragen.
Nun ist es die Wasser-Trilogie, die sich mit neuen Motiven und Inhalten einem Thema widmet, das unser zukünftiges Leben beherrschen wird: das Zuviel und das Zuwenig Wasser. Auch da seid Ihr mitgegangen, tragt die Modelle, weil sie Euch kleiden und denkt weniger oder mehr, auf jeden Fall in aller Freiheit, für die die Mode steht, über Euch und das Leben nach.
Ich stolperte über einen weiteren Artikel in der FAZ, der mich sehr positiv nachdenklich stimmte: Damit die Ressourcen der Natur erhalten bleiben, „muss sich als Allererstes vielleicht nicht alles, aber sehr, sehr vieles ändern. Es müssen Ressourcen angezapft werden, die, wenn man sie nutzt, nicht weniger, sondern eher mehr werden. Also Geist und Intelligenz, Imagination, Neugier und die Freude an allem Neuen.“ (FAZ, 26.9.2019)
Abb: Kopernikus Edition. Herbst-Winter 19/20. Der Mann, der die Sonne anhielt und die Erde in Bewegung setzte.
Das ist es! Dafür steht Maria Grazia Chiuri und dafür stehe ich, mit Kreativität, Nachdenklichkeit und einer Mode, die sehr vieles sein kann.
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