Keine Veranstaltungen, kein Theater, kein Konzert, kein elegantes Dinner im Restaurant! Was höre ich von meinen Freundinnen und Bekannten stattdessen: Sie kommen nicht mehr aus dem Jogging-Anzug raus, haben ein paar Kilo zugenommen und hübsch machen sie sich nur noch bis zur Hüfte für die abendlichen Skype-Chats bei einem, zwei oder drei Glas Wein.

STOPP!!! Dieser Verfall der Sitten ist NICHT zulässig. Da bleibe ich unerbittlich. Wir entdecken uns neu und experimentieren mit Highheels und Holzfäller-Hemd, schlüpfen in das Abendkleid bevor es die Motten fressen und verbringen einen exzeptionellen Abend mit Maria Callas. Die Regeln werden aufgehoben, unsere Vier-Wände werden zum Konzertraum. Aus dem „Evening out“ wird ein „Evening in“!

Was für ein Spaß! Ich trage die Vintage Abendkleider, die zum Teil noch aus dem Besitz der legendären Angelica Blechschmidt stammen, ehemalige Chefredakteurin der Vogue Deutschland. Sie wäre sicherlich in diesen Zeiten ebenfalls barfuß in ihre Pumps gestiegen und hätte aus der selbstreflektierenden Langeweile einen Event gemacht.

Abb: Vintage Abendkleid Ella Singh, Schmuck Yves Saint Laurent. Chandelier Magpie Art Collective

Und weil in diesen Zeiten nichts zusammenpasst, kombinieren wir so wie uns der Sinn steht: Halb getarnt für eventuelle Skype-Anrufe und in großer Robe zu den Klängen von Bizet.

Abb: Fritz Flinte „Akt“ (Galerie Herold), Vintage Abendkleid Calvin Klein, Schmuck Yves Saint Laurent

Natürlich muss man diese Abende nicht allein begehen. Man kann auch eine schriftliche Einladung an den Freund oder Ehemann verfassen, der gerade im Nebenzimmer das neuste Video-Spiel austestet und mit einer wachsenden Portion von Unmut den Zeiten entgegenblickt. Welch Überraschung, so die Herzdame zu sehen, endlich mal nicht im fusseligen Jogging-Look. Auferstanden ist die wahre „Göttin“ der Phantasie. Und nun ist er an der Reihe, so richtig Gas zu geben.

Abb: Vintage Abendkleid Hermès, Unterrock Roma e Toska, Hemd Vivienne Westwood

Danke an Maria Callas. Das Konzert Bizet’s „Carmen“ fand 1962 in Hamburg statt. Und außerdem denke ich an die von mir so geschätzte legendäre Diane Vreeland und ihrer „Allure“, die man zu keiner Sekunde vergessen darf, egal in welcher Zeiten wir auch stecken.