Es regnet deprimierend vor sich hin, wie nur Januar und Februar vor sich hinregnen können: grau und trübe. Heute schon geheult? Wahrscheinlich, ich mache bei so etwas keine Ausnahme. Gestern im Zug, schmuddelig und abgeranzt, still geheult. Seit Max Eberl, Gladbach-Sportchef, vor laufender Kamera weinte und sagte, er könne nicht mehr, heult ganz Deutschland offiziell mit. (Nicht gehässig gemeint, manchmal ist einfach zu viel Druck auf dem Kessel.)

Süddeutsche Zeitung, 31.1.2021. „Das bin ja ich“, Hilmar Klute

Nun können wir uns kollektiv der Erschöpfung hingeben und der Tristesse von Jogging Hose und Schokoschnitte. Wir können 11 Stunden lang schlafen und über die Bettstätten unseres Lebens philosophieren. Ich wäre dabei. Selbst Filippo, der Taxifahrer, hat es gestern Abend bemerkt: Höre förmlich, wie Deine Bettdecke dich ruft.

Wanderstiefel Taglia Scarpe (€430).

Zugegeben, als ich heute Morgen aufstand, fand ich alles sinnlos, bin nur aufgestanden, weil es irgendwie zur Routine gehörte. Aber dann kamen mir ein paar abstruse Pläne, freche Überraschungen, unmögliche Auftritte und komplett bescheuerte Szenarien in den Kopf. Sorry, ich musste schmunzeln.

T-Shirt „Wandern im Geiste“ (€89).

Und plötzlich fand ich es gut, dass es regnete und eisig kalt war, dass ich so bekloppt sein kann, mich im T-Shirt mit YSL Collier zu fotografieren, dass ich überall Seetang-Blumen sehe und Herzen verstreue …

Yves Saint Laurent, Brosche (€ 800)

Ich sag nicht, mir geht es prächtig, ich gehöre auch nicht zu denen, die unermüdlich schaffen, und wenn das Karoussell zu schnell dreht, spring ich ab und verkriech mich in eine Ecke.

Aber (!), wenn es auch nur eine klitzekleine Chance gibt, dann wage ich einfach, dass das Sinnlose einen Sinn macht, das ist der Vorteil von uns Kreativen: „Wandern im Geiste“.