Genauso hatte ich es mir gewünscht, gehofft, gedacht: Die Philosophie mit Roma gestern am Kamin fasste alles zusammen, was zuvor bei uns in der MILCHSTRASSE 11 an Events zu sehen und zu erleben war. Es ging um den antiken Philosophen Epikur (341 – 270 v.Chr.) und war an Aktualität nicht zu übertreffen! Die Tochter erklärt uns Älteren die Welt!
Wer sind wir in unserem Wollen, in unserem Streben nach Glück, oder nennen wir es gar Glückseligkeit? Sind wir jung, leitet uns die Neugierde, sind wir älter oder gar alt, ist es die Erfahrung. Fügen wir beides zusammen, so erfüllt sich die Philosophie in ihrer Vollkommenheit. – Damit ist doch schon alles gesagt – oder?!
Der Rest sind die Details auf dem Weg dahin, wie sehr wir uns quälen, den natürlichen und künstlichen Begierden folgen, um sie in Einklang mit uns zu bringen….
Es gibt von Epikur nur ein vollständig erhaltenes Dokument, den Brief an Menoikus. Alle anderen Schriften sind bei dem Brand der Bibliothek von Alexandria vernichtet worden. Ein Brief, der nach über 2.000 Jahren seine Gültigkeit nicht verloren hat, der Roma zum Studium der Philosophie brachte, den die Society des Immer-Mehr-Besitzen-Wollens verinnerlichen müßte, den der Abenteurer lesen sollte, bevor er wieder nach West-Papua aufbricht, den die Mächtigen auf ihrem Nachttisch brauchen, und mit dem wir die Friday for Future bereichern können.
Was sind unsere tiefen Bedürfnisse, die wir befriedigen möchten? Ist es das kurze schnelle Glück, der eilige Zug an der Zigarette, der Porsche zum Nikolaus, die Brillanten im Haar oder der Kurztrip in die Sonne? Vielleicht?! Ob wir es gerade wirklich brauchen, müssen wir für uns selbst entscheiden! – Worum geht es essentiell, wenn ich Neugierde und Erfahrung im Leben verknüpfe, mit den richtigen Fragen, dem kritischen Blick hinter die Kulissen, ohne vorgefertigte Antworten? Wo und wie finde ich meinen Platz in der Welt, die es gleichzeitig zu bewahren gilt?
Karl Lagerfeld starb im Februar dieses Jahres. Eine seiner letzten Kollektionen war wie ein Vermächtnis: La Modernité de l’Antiquité. Er zeigte es in fließenden Silhouetten, ich würde es für Roma e Toska in Bildern und Texten umschreiben, mit dem Motiv des Gartens von Epikur, in dem die Philosophie nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt wird.
„Wenn du nach der Natur lebst, wirst du niemals arm. Wenn du nach den Meinungen lebst, wirst du niemals reich“. (…) „Wer der Natur folgt und nicht den leeren Meinungen, der genügt in allen Dingen sich selbst. Denn im Hinblick auf das Genügende ist jeder Besitz ein Reichtum, im Hinblick auf die unbegrenzten Begierden ist aber auch der grösste Reichtum Armut.“
Am kommenden 3. Advent wird Jeannine Platz Texte für uns auf Tannenbaum-Kugeln schreiben. Welches könnten Eure Worte sein, etwas von Epikur oder Spinoza oder Schopenhauer, ein paar eigene Gedanken? Sehen wir uns dafür in der MILCHSTRASSE 11. Sonntag, den 15.12.2019, 16 – 18 Uhr.
One Comment