Zeit für eine Buchbesprechung. Das Wochenende naht, es regnet und stürmt, auf jeden Fall ist es grau. Die Buchläden haben wieder geöffnet. Schon vor einiger Zeit stieß ich auf einen ungewöhnlichen Namen: Elena Ferrante. Italienerin aus Neapel, 1941 geboren. Viel mehr ist über sie nicht bekannt, denn es ist ein Pseudonym. Die echte Identität, so wurde mit ihrem Verlag Edizioni e/o aus Rom vereinbart, bleibt bis zu ihrem Tod geheim.
Wer sie ist, tut nichts zur Sache, was sie schreibt, ist Weltliteratur vom Feinsten. Erst las ich in der Süddeutschen über sie, dann sah ich eine Arte Dokumentation und hörte, wie der US Schriftsteller Jonathan Franzen genau wie ich erst Band eins kaufte: „Meine geniale Freundin“ und sich dann am zweiten Tag ungeduldig die drei Folgen schicken ließ. Ich lauschte seiner Schilderung, wie ihm an einer bestimmten Stelle die Tränen kamen. Ich habe diesen Satz gelesen, als Lila ihrer Freundin Elena sagt, dass sie eigentlich die Bessere ist, das sie nie aufhören soll zu lernen …
Es handelt von zwei Freundinnen, die von klein auf an in einem alten ärmlichen Viertel von Neapel aufwachsen. Es sind die fünfziger Jahre. Die eine, Lila, ist „genial“, hochbegabt, bildschön, schwierig. Die Eltern verbieten ihr über die ersten Jahre hinaus weiter auf die Schule zu gehen. Die andere, Elena, die Erzählerin, geht weiter, kommt auf’s Gymnasium, studiert. Es fällt ihr schwer, sich aus sich heraus zu definieren, immer belegt Lila den ersten Platz, ist ihr einen Schritt voraus, obwohl sie das Leben zeichnet.
Die Geschichte besitzt ihre subtile Grausamkeit, die unter die Haut geht, wie ein Leben oder gleich mehrere sich blockieren, verdrehen, nicht zur Entfaltung kommen, weil sie nicht die notwendige Förderung erhalten, Mädchen keine Rechte besitzen und ein Verbot, klüger zu sein … Ich bin dem Sog der schlichten Sätze erlegen, lese noch weiter, auch wenn mir spät am Abend vor Müdigkeit die Augen zufallen wollen.
Wenn ich nichts von Euch höre, dann weiß ich, Ihr wart im Buchladen und habt Euch die vier Bände gekauft. Ansonsten sehen wir uns vielleicht auf Sylt oder am Sonntag (Montag, Dienstag) im Tempel in der Poolstrasse 12 in Hamburg (auf Voranmeldung).
Liebe Birgit, wunderschön, Dein Auftritt für/mit Elena Ferrante. Auch ich habe die 4Bände verschlungen und noch einige mehr. Und habe auch die Doku gesehen, in der J.Franzen von seinen Tränen berichtet, hat mich touchiert. Vielleicht schaue ich demnächst mal im Tempel vorbei, der wunderschöne bunte Wollstoff lässt mich nicht los. Viele herzliche Grüße nach Sylt, auch an Deinen Mann, und mach Dir noch einen gemütlichen Samstag Christine