Was ist Luxus? Wir denken jetzt mal nicht an all die schönen Sachen, die wir uns gern kaufen würden, an die nächste Urlaubsreise und so. Nein, ich meine diesen kleinen Luxus im Alltag, den man sich sonst nicht gönnt. Bei mir ist es ein Sonntag im Bett. Ach, wie lange ist es her, dass ich so etwas gemacht habe, freiwillig, ohne krank zu sein. Ausschlafen ohne Wecker. Von draußen faucht der Sturm an die Fenster.
Luxus ist für mich zwischen Bettdecken und Kissen zu liegen und endlos unsortiert nachzudenken. Hier und da mit dem Bleistift ein paar Notizen zu machen, leere Seiten zu füllen. Wieder ein paar Sätze schreiben und leise schmunzeln, wenn sie gut geworden sind, diese Sätze … Wie ich das liebe!
Von nebenan klingt die 2. Symphonie von Gustav Mahler rüber. Mein Mitbewohner liest in seinem Bett ein paar Zimmer entfernt, und von der Küche schlängelt sich der Duft von frisch gemahlenem Kafffee zu mir.
Ab und an blicke ich auf und schaue mir die schräge Ansammlung von Dingen um mich herum an, die gerahmten Fotos über der Heizung, die zerrupfte ausgestopfte Elster, der alte Kupferstich von dem ehemaligen Tyszkiewicz Schloss Spiczynce in der heutigen Ukraine, denke an die kürzliche Unterhaltung mit meinem Mann über dieses komplizierte Land.
Ich mache ein Foto aus dem Bett heraus, zu anstrengend aufzustehen, wieder gehen meine Phantasien in andere Richtung. Luxus ist für mich, sich einfach aus der Zeit herausstehlen.
Noch im Pyjama ziehe ich die Stiefel an, die dicke Jacke, Handschuhe und radele zu meinem Lieblingsbäcker in Ottensen. Croissants mit Blaubeeren, Campingwecken, es gibt sogar Hippie-Brötchen. Die Verkäuferin singt zur Musik und ich grüße wie ein Komplizin der guten Laune. Es stürmt immer noch gewaltig.
Frühstück. Diskussionen über Kunst. Vielleicht gehen wir spazieren. Oder? Doch zurück zu meinen Skizzenbuch ins Bett, die gestrickten Socken an den Füßen, den Seidenschal um den Hals und den Computer auf dem Schoß. Es ist Sonntag und die Kirchenglocken läuten aus der Ferne. Und was ist Eurer Luxus heute?
Radeln gegen den Sturm! Respekt! Ich erlaube mir heute den Luxus, meinen geliebten Mann mein Studio frei räumen zu lassen, damit ich heute Abend mit meinem Schüler, der aus Kempten anreist, darin arbeiten kann. Und danach werden wir gemeinsam den Kartoffelauflauf mit Kräuterquark verspeisen, den meine Freundin Andrea für uns zubereitet hat. Euch allen einen schönen Sonntag. Liebste Grüße, Ute