Es wird ein kurzer Beitrag, denn bald erreiche ich Hamburg und dann geht es rund mit Terminen, Gesprächen, Planungen und einem Dinner am Abend. Aber es bleibt genügend Zeit, um diese besondere Stimmung einzufangen, wie sie ein Bahnhof morgens um 4:30 Uhr besitzt. Egal, wie groß er ist, wieviele Gleise es gibt, das Grundgefühl ist immer das Gleiche: ein wenig fröstelnd, mit müder Neugierde in die Welt geworfen. Könnte man es so bezeichnen? Frage ich mal in die Runde, der sonst Vielreisenden, die es gewohnt sind, den 6:00 Uhr Flieger nach Irgendwo zu nehmen.

Zu behaupten, ich liebe es, würde die Sache nicht richtig beschreiben. Aber ich möchte es nicht missen, nennen wir es mal so. Gewohnt rolle ich meinen kleinen Koffer neben mir, Strickjacke, Seidenbluse, Rock, Stiefel, der Mix-Look für einen kühlen oder auch warmen Spätsommer-Tag. Routiniert verteile ich alles um mich herum auf den 2er-Doppelsitzen. Meine Notizen müssen noch gemacht werden, im Kopf sind sie schon fertig.

Der Kaffee (etwas schrullig aus einem Einweckglas statt einer kultigen Termoskanne) ist getrunken, die ersten Passagen geschrieben, die Sonne geht auf und verzaubert den Nebel über den Wiesen. Ich mache das 1.000 Foto davon. Bin jedesmal wieder überwältigt von dieser versponnen Schönheit der Landschaft.

Und dann schreibe ich weiter und lasse dazwischen meine Gedanken schweifen. So etwas passiert nur, wenn ich auch weiterhin ab und an um 4:30 an Bahnhöfen herumlungere, übernächtigt, frierend, wartend auf den Zug nach Irgendwo.