Bis vor wenigen Tagen wusste ich nicht, dass man Sprechwissenschaften studieren kann, wohlgemerkt nicht „Sprachwissenschaften“, sondern alles um die Stimme herum: Wie wird sie geformt, wie korrespondiert sie mit unserer Persönlichkeit, wie ist sie abhängig von unseren Befindlichkeiten? Ich kann beispielsweise an der Stimme hören, mit welcher seiner vier Töchter mein Mann gerade telefoniert, ob jemand unsicher ist, traurig oder aufgeregt. Schon das „Hallo“ am Handy erzählt ganze Geschichten.

Die Stimme ist der Barometer der Seele und ein allzu oft unterschätztes Werkzeug für eine erfolgreiche Kommunikation. Unser Talkgast an dem gestrigen IT’S A DIENSTAG ist Isabel Huber. Sie ist Logopädin, Sprechwissenschaftlerin, Kinesiologin, Dozentin und Coach. Ihr Slogan:

„Entdecke die Macht Deiner Stimme“

Catering und Deko von maison f., unseren Nachbarn

Während wir ihr zuhören, wird schnell klar, dass man nur ganzheitlich dem Phänomen der Stimme beikommen kann. Isabel spricht davon, dass die Prägung der Stimme bis in zurückliegende Generationen reicht. Warum wurden und werden Frauen zu einer hohen Stimme gedrängt? Sollen sie so zerbrechlich und zart wirken? Viele weibliche Führungskräfte pegeln künstlich ihre Stimme tiefer. Auch nicht richtig.

Welches ist meine ureigene, natürliche, authentische Stimme, fragen gleich mehrere in der Runde. Wenn wir ganz entspannt sind, ganz bei uns und vertraut mit unserem Umfeld. Denken wir uns in diese Situationen hinein: Wann ist meine Stimme meine Stimme?

Babys und Kleinkinder atmen ganz selbstverständlich aus dem Bauch heraus, ruhig hebt und senkt er sich. Diesen gesunden Automatismus verlieren wir mit Eintritt in das Schulalter und müssen diese Fähigkeit erst wieder lernen. Die meisten von uns atmen zu flach, kommen bei Anspannung schnell aus der Puste, räuspern sich, und die Stimme verliert ihren Klang und ihre Überzeugungskraft.

Der Volksmund besitzt ein großes Repertoire an Sprüchen und Bildern: „Es hat mir die Stimme verschlagen“, „keine Stimme mehr haben“, „die Stimme erheben“. Immer wieder sind es besonders wir Frauen, die ihre Stimme verlieren (siehe Arielle, die kleine Meerjungfrau). Wir piepsen, krächzen, kreischen und murmeln, verführen und beschimpfen. Und dann klopft uns das Herz auch noch bis zum Hals.

Wir sind so viele Personen in einer, dass uns schnell die Kontrolle über unser Sprechwerkzeug verlorengeht, besonders, wenn uns Situationen überfordern. Achtung:

„Erst kommt das Wie und erst dann kommt das Was!“

Als Logopädin kümmert sich Isabel in ihrer neuen Praxis in Trittau um die kranke Stimme. Aber genauso wichtig ist ihr das Coaching der gesunden Stimme. Wie können wir wir uns für den Vortrag, für die Verhandlung, das Online Meeting oder den Podcast optimieren? Sie macht uns aufmerksam für die lästigen Marotten von Füllwörtern und Adjektiven, die sich wiederholt in unsere Rede einschleichen. „Genau“ oder „nice“, „spannend“ oder „toll“.

Beeindruckend ist ihre Kompetenz, wie sie präzise mit samtweicher Stimme die verschiedenen Aspekte der Sprechwissenschaft skizziert. Und ganz nebenbei erfahren wir, warum Marilyn  Monroe hauchend ihre Sätze begann: Sie hatte ein Stotterproblem, das sie leichter in den Griff bekam, wenn sie in die Sätze hineinglitt.

Will ich gehört werden, dann muss ich dafür sorgen, dass man mich hört und dass man mir gerne zuhört. Vor dem Spiegel können wir üben, wie wir vor Publikaum aussehen können, aber unsere Stimme haben wir dabei noch längst nicht im Griff. Vielleicht merken wir gar nicht, wie wir falsch Atmen, wie uns mit der Aufregung die Puste ausgeht oder spätestens auf Seite zwei der Lesung es im Hals zu kribbeln beginnt. Mit der Stimme sichtbar werden!

Kaum haben wir das offizielle Gespräch beendet, ist Isabel umringt von Gästen, die noch mehr wissen wollen, vielleicht einen Termin verabreden möchten. Ich freu mich schon auf meine Stunde mit ihr. Wer beim Lesen neugierig geworden ist: Isabel Huber. www.capital-voice.de oder 0160-98 140 170

Isabel brachte uns kleine Goodie Bags mit. Diese legen wir auch den nächsten Online-Bestellungen bei. Danke Isabel für den bersonderen Abend. Danke auch Falk von maison f., der uns die köstlichen kleinen Snacks zubereitet hat.

Die Teller mit Austern und Pilz-Motiven gibt es bei unseren Nachbarn zu kaufen, ebenso die kleinen Muschel-Piekser. Geschwind packe ich die neue Rudbecki-Bluse in den Online Shop, die ich an diesem Abend Premiere trug. Ein neues Lieblingsteil.