Ein Leben mit Christie’s, für Christie’s oder als Christie’s. Auf jeden Fall ging es am vergangenen IT’S A DIENSTAG um das berühmte Auktionshaus, das 1766 von James Christie in London gegründet wurde und mittlerweile weltweit mit Filialen vertreten ist. Aber gleichzeitig geht es auch um Christiane Gräfin zu Rantzau, die ihr Leben aufs Engste mit diesem Unternehmen verknüpft hat.

Number One Waterscape Bluse, Yves Saint Laurent Vintag Kette (privat)

Wir beide kennen uns schon seit vielen, vielen Jahren, begleiten uns mit jährlichen Events, begegnen uns auf Veranstaltungen, treffen uns zum Dinner bei uns im Kapitänshaus oder im Bistro Hotel Stadt Hamburg. Wir sind privat und nicht privat, mit dem Respekt für den jeweils anderen. Es ist ein Austausch der besonderen Art, ein Küsschen links und rechts, ohne sich zu nah zu kommen. Jede für sich eine dominante Persönlichkeit.

Die Poolstrasse 30 ist gut gefüllt und wird immer voller, so die Gäste sogar hinter uns Platz nehmen müssen. Christiane ist eine exzellente Erzählerin, kenntnisreich mit Namen, Daten, Fakten, vernetzt mit der deutschen und internationalen Kunst-Gesellschaft. Sie nimmt teil, als wäre sie immer und überall zugegen, was sie meist auch ist.

Gern behält sie das Zepter in der Hand, führt das Gespräch und könnte auf meine Fragen verzichten. Wie immer ist sie sorgfältig vorbereitet. Über 1000 Jahre Familiengeschichte prägt dann wohl doch. Aber ich verstehe es, mich reinzumogeln, um meiner Neugierde Platz zu schaffen.

Bewusst habe ich mich ein wenig wie sie angezogen, mit leuchtenden Farben und Mustermix. Ich schlage das Bein über das andere kess in ihre Richtung. Auf geht’s! Here comes Christie’s. Jahresumsatz 2023 etwas über sechs Millarden Dollar. Ein kleiner Rückgang, aber man sei trotzdem zufrieden, wie es heißt, die Zeiten sind nicht einfach.

Nach wie vor gelingt es dem Haus, bravourös die großen Sammlungen für sich zu gewinnen. Spektakulär 2022 die Auktion von Microsoft Mitbegründer Paul Allen, die mit 1,6 Millarden Dollar ein gigantisches Spitzenergebnis erzielte.

Wir sprechen darüber, warum besonders Sammlungen für Auktionen so attraktiv sind, wie sich die Objekte gegenseitig stützen und Provenienzen schaffen. Man taucht ein in die Welt des Collecteurs, die generalstabsmäßig als PR aufgebereitet wird: Yves Saint Laurent, Elton John, der Schmuck von Liz Taylor… Aber natürlich sind es auch die herausragenden Einzelwerke, die Furore machen.

Schon lange geht es nicht mehr nur um die Kunst, sondern um Luxusartikel und „Memorabilien“ (Erinnerungstücke) im weitesten Sinne: Schmuck, Taschen, Weine, Autos, Briefe, bis hin zu Kleidungsstücken.

Gerade sind in London Teile des Nachlasses der Modedesignerin Vivienne Westwood zu sehen, sorgfältig kuratiert und präsentiert wie eine Schau im Victoria & Albert Museum. Nicht nur vor Ort, sondern auch online zu sehen. Auch etwas Neues spätestens seit Corona: Wir können virtuell teilnehmen und vom Schreibtisch aus mitbieten. Christiane versorgt mich meist schon früh morgens mit den entsprechenden Links. (Soeben erhielt ich von ihr den „Legendary Trunk Sale Catalogue“).

Gräfin zu Rantzau ist für mich Christie’s! Es ist ihre Passion, ständig ist sie unterwegs, besucht Ausstellungen und Sammler, ist auf zahlreichen Auktionen präsent. Verlässlich und präzise rund um die Uhr, unterteilt sie nicht in Freizeit und Arbeit. Nach ihrem Zuhause zu fragen, nach Erschöpfung und Alltäglichem, wäre viel zu privat.

It’s business. Und das ist anspruchsvoll, dreht sich immer schneller mit neuen Zielgruppen, die Milleniums, mit sensiblen Märkten, und solchen, die plötzlich zusammenbrechen, wie Russland. Superlative und Rekorde. Das teuerste Bild, die teuerste Tasche … Alles ist permanent in Bewegung, genauso wie sie. Auch wenn sie dabei noch so entspannt ausschaut.

Christie’s, das mittlerweile zum französischenKering Konzern gehört, ist (noch) eine große Familie, mit Experten zu verschiedensten Sachgebieten, mit Privat-Sale Verhandlungen, mit so komplexen Themen wie Restitution. Christiane kennt sich in allem aus, organisiert Vorträge dazu, steht in Kontakt mit dem „Who is Who“ und genauso mit jenen, die diskret im Hintergrund bleiben wollen.

Ich beobachte sie von der Seite, höre ihr zu, muss schmunzeln, als sie doch einmal kurz den Faden verliert und lachend weitermacht. Es ist eine besondere Freundschaft zwischen uns, in der ich gern aus der Defensive agiere und ihr die Bühne bereite für Luxus und Kunst unter Auktionshammer. Ich kenne keine Zweite wie sie. Danke Dir, Christiane, für diesen Abend. Mehr dazu im Sylter Sommer.