Heute ist Himmelfahrt oder Vatertag, über letzteren habe ich glaube ich noch nie geschrieben. Habe mich darum gedrückt. Nach langer Zeit hole ich das alte Fotoalbum wieder vom Regal herunter. Bilder mit mir und meiner Mutter, mit den Großeltern, als Baby eingewickelt mit roter Nase, als kleines Kind am Strand. Dazwischen finde sich auch zwei (!) Fotos, immerhin, mit meinem Vater.

Als meine Mutter mit mir schwanger wurde, war sie 21 und mein Vater 25. Der Krieg hatte ihre ersten Jahre bestimmt. Ich war keineswegs geplant. Es ist passiert, Kinder kommen auf die Welt, wann sie wollen, und müssen irgendwie klarkommen. Das Leben drehte sich, die Träume meiner Eltern (mein Vater wollte zur See) gingen nicht in Erfüllung oder wurden zumindest andere.

Irgendjemand flüsterte mir in der Grundschule ins Ohr, dass man nie weiß, ob der Vater auch der leibliche Vater ist. Daraufhin ging ich nach Hause und erzählte am Mittagstisch, dass mein echter Vater ein armenischer Prinz sei. Von ihm hätte ich die dicken Haare und die schwarzen Augenbrauen. (So grausam können Töchter sein!)

Ich musste vor der Tür weiter essen und so blieb es in verlässlicher Regelmäßigkeit. Er und ich kamen überhaupt nicht miteinander klar. Zum Glück haben uns versöhnt, wenige Tage vor seinem Tod. Und von diesem Ende her betrachte ich vieles mit anderen Augen.

Wieder gibt es Väter im Krieg in Europa, und Jungs, die in diesen Krieg hineingeboren werden, um irgendwann vielleicht selbst einmal Väter zu sein. Hoffentlich werden sie die Kraft und die Geduld haben für ihre eigenwilligen Töchter, die die Welt neu denken wollen.

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