Mein kleines Beutelchen ist prall gefüllt mit den schönsten Pretiosen aus vergangenen Zeiten. Bonnie und Samy, die beiden großen wehrhaften Hunde, traben als Bodyguards neben mir her durch die blühende Insellandschaft. Und ich bin gänzlich beschäftigt, mich der Poesie ohne Worte hinzugeben.

Ring, 18K, YG, Jade, Hamburg, 1925 (€ 3.700)

Zart öffnen sich die Blätter der Rosa Ragusa, der Heckenrose, damit ich vorsichtig den Bulgari Ring hineinlegen kann. Wie damals als Kind beim Mikado-Spielen, schiebe ich die Hand an den Dornen vorbei, ohne etwas zu berühren und den Ring in sein „Nest“ zu legen.

Bulgari Tubogas Ring, 18K, YG, Diamanten, Rom, 1975 (€ 5.800)

Den Schlangenring verstecke ich hinter der Knospe, damit er die leuchten Blüten beschützt, oder will das Monster sich gar daran vergehen? Ungewöhnlich lebendig sehen Kopf und emaillierter Rumpf aus. Heimlich beginnen die Dinge, ihre Geschichten zu erzählen.

Schlangenring, 8,8g, 18K mit Emaille, Paris, 1965 (€ 6.300)

Der außergewöhnliche Ring von David Webb, New York, 1970, fügt sich in die weit auseinandergebreiteten rosa-violetten Blätter der Sträucher. Unwillkürlich ensteht daraus eine verblüffende Liaison von zeitloser Vergänglichkeit.

Ring David Webb, 18K YG, gold Nugget Original, New York, 1970 (€ 7.500)

Die Hunde ruhen gemächlich neben mir. Sie kennen es schon, wenn Frauchen so ganz abgetaucht ist in ihre Fantasiewelt. Still ist es, ein Sonntag Morgen in der Braderuper Heide. Als gäbe es niemanden sonst auf der Insel.

Barry Kieselstein-Cord, Sun and Moon intaglio Bergkristall, 1995 (€ 3.850)

Mein Lieblingsring ist an der Reihe von Barry Kieselstein-Cord aus New York, 1995. Schwer ist er, obwohl er zierlich wirkt mit der Sonne und dem Mond in den Bergkristall graviert. Ich muss ihn vorsichtig balancieren auf den dünnen Halmen der Wiesenblumen. Nur ein leichter Windhauch, ich halte den Atem an.

Dann wieder etwas ganz anderes, der Münzring für den Herren, mit dem Kaiser Phocas von Konstantinopel (547 – 610 n.Chr.) darauf. 18 Karat Gold. Ein Statement. Selbstbewusst drängt er sich an einen kleinen Vorsprung am Ast.

Münzring, 18K/22 YG, Byzanz, Kaiser Phocas, Konstantinopel 547–610 (€ 9.400)

Die Minuten weiten sich zur Stunde aus. Wenige Schritte bin ich erst gegangen, an den Knie klebt ein wenig Erde und Gras. Der bezaubernde Diamentring führt mich in das Berlin der Zwanziger Jahre. Ein Kleinod, ein Geschenk, das überdauert. Vorsichtig schiebe ich ihn über die Dornen und lasse ihn von Blüten umrahmen.

Diamantring, rose-cut, Berlin, 1920 (€ 5.300)

Er flüstert und erzählt, genauso wie der Panther Ring von Cartier mit den Smaragd-Augen, Paris, 1980. Auch ihn würde ich gern entführen zu einer nächsten Party im schlichten schwarzen Kleid.

Cartier Panther-Ring, Smaragd Augen, tricouleur, Paris, 1980 (€ 7.800)

Zehn Ringe nahm ich mit auf den Spaziergang. Sorgfältig hüte ich sie in meinem Beutel, zähle immer wieder nach und überlege, welcher wohl der Schönste ist unter den Schönen.

Ring, sehr seltener Tigerauge Mosaik Stein, 18K, YG (€ 4.300)

Ist es der mit dem seltenen Tigeraugen Mosaik? Sanft schwingt er mit dem Wind auf den Stengel des Wiesenkrautes. Dahinter der weite Blick über die Felder.

Bleibt nur noch der 14 Karat Ring mit den rechteckig facettierten Saphiren, Paris, 1965. Ich lasse ihn kurz von Bonnie bewachen, bevor ich die prächtige Distel finde, in die er sich betten kann. Grün und tiefes Himmelblau. Dann verschwindet auch er wieder in meinem Behältnis.

Ring, 14K, YG, rechteckig facettierte Saphire, Paris 1965 (€ 5.800)

Langsam muss ich zu einem Ende kommen. Die anderen warten mit dem Frühstück. Am Wegesrand steht der knorrige Obstbaum. Hier drappierte ich die Eule von Cartier, Paris, 1975. Ernst und weise hockt sie auf dem morschen Ästchen und blickt in Zukunft.

Cartier, Eule, 18K YG, Smaragd Augen, Paris 1975 (€ 15.800)

Ich sehe sie auf einem Blazer, einem Mantel, unserer Weste, egal ob von einem Mann oder einer Frau getragen. Etwas Ähnliches zierte vor kurzem das Jackett eines Hollywood Schauspielers.

Cartier, Armband, 18K WG und YG, Paris 1965 (€ 10.800)

Das Armband ist ebenfalls von Cartier, Paris, 1965. Es schlängelt sich um den bemoosten Ast am anderen Ende des Baumes. Groß ist es, für das Handgelenk eines Herren gedacht.

Barry Kieselstein-Cord, Aligator mit Lederhalsband, 18K, New York, 1995 (€ 3.800)

Zum Schluss muss ich noch den Aligator feiern. Deutlich trägt er die spröde Handschrift von Kieselstein-Cord. Ein wildes schönes Monster, gebändigt am Lederhalsband, 1995.

Zwei Stunden sind vergangen. Menschen sind mir nicht begegnet. Nur die Hunde, die Natur und ein alter Schmuck, der zum neuen Leben erwachte, erworben über die Jahrzehnte von einem Connaisseur, einem Globetrotter, der den schönen Dingen auf der Spur ist. Es ist seine Sammlung, die wir nun im Kapitänshaus verkaufen dürfen.