Lange habe ich überlegt, mit was für einem Bild ich diesen Beitrag starte, für den mich der Freund und Aufsichtsratsvorsitzende von Greenpeace mit Informationen versorgte. Ich habe ein freundliches Foto gewählt, mit einem Secondhand Mantel, der nachhaltig in kleiner Edition produziert wurde, mit den Leggings von Roma e Toska, gefertigt im Erzgebirge, und den Stiefeln von Taglia Scarpe aus der Manufaktur in Venedig. Es hätten aber auch Motive sein können wie das untere, um das heutige Thema zu illustrieren …
Aus Artikel WELT Online, 19.1.2021
Wohin mit einer halben Milliarde (!) produzierter Bekleidung, die sich in den Lagern des Einzelhandels in Deutschland bis Ende Januar 2021 angehäuft hat? Natürlich hat Corona und die Schließung der Geschäfte dazu beitragen, dass es so ist, wie es ist. Aber das Problem ist schon lange bekannt, denn verfolgt wurde über Jahre die falsche Philosophie: Mehr Ware = Mehr Verkauf. Nun geht die Gleichung nicht mehr auf.
Abbildung entnommen der Greenpeace Homepage
Greenpeace fordert, die „Novellierung des Wirtschaftskreislaufgesetzes“ nachzubessern. Schauen wir uns die dazugehören Begriffe einmal näher an: Zuerst gibt es das „Verursacherprinzip“, heißt, wer die Umwelt verschmutzt, muss dafür zahlen. Es sind jedoch bislang die Kommunen und damit die Steuerzahler, die es übernehmen, scheint wenig gerecht in diesem Fall. Wir brauchen ein „Transparenzgebot“, wer muss wieviel entsorgen. Und dazu gehört seit Oktober letzten Jahres die „Obhutspflicht“, wer etwas produziert, sorgt dafür, dass es nicht (!) sinnlos zerstört wird, sondern führt es wieder dem Kreislauf zu.
Ob das, was es jetzt an strengen Richtlinien gibt, ausreicht, die Verantwortlichen zu einem Umdenken zu bewegen, ist fraglich. Deswegen fordert Greenpeace eine allgemeine Gesetzgebung mit einer „Andienungspflicht“. Der Händler, der die Ware nicht mehr verkaufen kann, muss sie kostenpflichtig (!) an ausgewiesenen Orten abgeben, um sie dort recyceln zu lassen. Eine Kreislaufwirtschaft!
Nur so scheint es möglich, der Überproduktion Einhalt zu gebieten. Nicht das Angebot bestimmt den Markt, sondern unsere natürlichen Ressourcen bestimmen ihn, und damit sind wir bei der von mir schon früher erwähnten „Donut Ökonomie“ der Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth. Amsterdam ist die erste europäische Großstadt, die aufgrund von Corona seine Wirtschaft seit letztem Herbst nach diesem Prinzip umbaut: Recyceln, Reparieren und Teilen statt Besitzen.
Kaufen und Besitzen dürfen wir natürlich immer noch, bringt ja auch Spaß und Freude, muss aber kein maßloses Konsumieren mehr sein, das wiederum ein maßloses Produzieren bedingt. Ich habe diesem Zwang schon immer widerstanden. Das Zuwenig ist verführerischer. Frühere Kollektionen von Roma e Toska sind zu 100% verkauft. Im SALE (neue Rubrik in unserem Online Shop) landet nur wenig. Das „Second-Life“ wird zu einer ergänzenden Entdeckung. Und so gibt es seit heute Online eine weitere Kategorie „VINTAGE“ mit ausgewählten Teilen anderen Designer …
Schreibe einen Kommentar