Es ist Freitag, wobei es sich auch nicht anders anfühlt als am Mittwoch oder am Donnerstag. Wahrscheinlich ist es morgen genauso wie heute oder wie gestern. Will damit nur sagen, dass es gerade eine gewisse Gleichförmigkeit im Alltag gibt, und die möchte gefüllt werden mit schönen Dingen, mit Kurzweiligem, zu dem man sonst in anderen „normalen“ Zeiten keine Muße hat.

Schreibe ich also wieder Briefe, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, und meine Einflüsterin für kluge Vorhaben, hat keineswegs Recht, wenn sie behauptet, dass schriftliche Korrespondenzen gerade mal überflüssig geworden sind. Warum? Ist doch schön so zwischen Konto-Auszügen und Rechnungen einen hübschen Umschlag von Roma e Toska herauszupfen, sich in eine Ecke zu setzen mit einem Kaffee oder Tee und zu lesen.

Die „Briefschreiberin und Dienstmagd“ von Jan Vermeer, 1670 gemalt, Öl auf Leinwand, 71 x 59 cm, National Gallery of Ireland, Dublin, notiert eilig ihre Zeilen, im Hintergrund wartet die Magd als „Komplizin“, um das Schreiben schnell weiterzugeben. Bei mir ähnlich, denn täglich kommt der Insel-Postbote und nimmt mit, was ich verschickt haben möchte.

Wie bei ihr, sind auch meine Wangen leicht gerötet, denn erstens war ich gerade noch bei eisigem Wind am Meer und zweitens habe ich mir eine ganze Portion an Schreibarbeit aufgeladen (welch ein Genuss), an die Töchter in Toulouse und Berlin, die Freunde und Freundinnen, selbst mein „H.“ bekommt einen Brief, obwohl er mich noch nicht bedacht hat, dann die lieben Blogleserinnen und treuen Kundinnen, wo auch immer sie gerade stecken.

Viele Briefe sind es, und wer keinen bekommt, der soll nicht traurig sein, darf mich aber sanft erinnern. Zum Valentine’s Tag bin ich gewiss durch, rechtzeitig zur Verlängerung des Lockdowns, und dann ist das Buch vielleicht bald fertig, an dem ich doch so emsig zwischen 6.00 und 8.00 Uhr früh schreibe bevor die Sonne über dem Watt aufgeht.

Früh wird es wieder dunkel hier im Norden und dann sind die Abende lang. Neben mir steht ein Glas Rotwein auf dem Arbeitstisch hinter dem Fenster. Ich schreibe und schreibe, einen ganzen Stapel, und bin verbunden mit allen in einer Zeit, in der wir uns nicht so einfach verabreden und sehen können.