Heute feiern wir 150 Jahre Thomas Mann. Verehrt, bewundert, kritisiert und sogar lächerlich gemacht, ob seiner Eitelkeit. Mit Anfang zwanzig schrieb er die Buddenbrooks, 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Er sah sich in der Tradition von Goethe und den deutschen Humanisten. „Wo ich bin, ist Deutschland.“ Diesen Satz muss man erst einmal in den richtigen Kontext setzen, um ihn zu verstehen. Thomas Mann lebte da schon sieben Jahre im Exil, erst in der Schweiz, dann in Südfrankreich, anschließend in Kalifornien. Immer wohlsituiert an den schönsten Plätzen.
Als die BBC im Herbst 1940 ihn bat, sich in regelmäßigen Abständen an das deutsche Volk zu wenden, um sie von außen zu informieren, zur Umkehr zu bringen, da hätte er „Nein“ sagen können, und es sich weiter gutgehenlassen im sicheren Exil.
Er war zu diesem Zeitpunkt 63, so alt wie ich jetzt bin, und mischte sich ein, nahm es persönlich. „Deshalb waren seine Reden groß, verehrtes Publikum. Sehr groß. Er konnte gut von böse, Recht von Unrecht unterscheiden“, schreibt Mely Kiyak, Schriftstellerin und vielfach ausgezeichnete Journalistin und Kolumnistin. Sie veröffentlichte soeben die Reden von Thomas Mann an das Deutsche Volk.
Ich beginne zu lesen. Oktober 1940: „Die unerschütterliche Überzeugung, dass dies kein gutes Ende nehmen kann …“. Dezember 1940, Weihnachten: „Ich zweifle nicht, dass ihr gehorchen würdet, denn euer Gehorsam ist grenzenlos, und er wird, dass ich es euch nur sage, von Tag zu Tag unverzeihlicher.“ März 1941: „Solange Hitler und seine Brandstifterregime bestehen, werdet ihr Deutsche keinen Frieden haben, nie, unter keinen Umständen. Immer wird es weitergehen müssen, wie jetzt mit den trostlosen Gewalttaten…“
Noch lange bin ich nicht fertig, aber allein für diese Sätze muss ich ihn feiern, dass er den literarischen Elfenbeinturm verließ, um sich hinter das Mikrophon zu stellen: „Deutsche Hörer! – Und ich kann nicht umhin, Parallelen zu ziehen von Putin zu Trump und den anderen Autokraten mit ihren nicht enden wollenden „trostlosen Gewalttaten“, denen zu wenig widersprochen wird.
„Deutsches Volk, wie viel mehr hast du den Sieg deiner Führer zu fürchten als ihre Niederlage!“ (April 1941)
Das Buch Thomas Mann. Deutsche Hörer! ist soeben bei S. Fischer erschienen. Robert Eberhardt (Felix Jud) hat es für mich bestellt und sicherlich für Euch vorrätig.
PS: Für die Fotos bin ich in das Sakko (Merino-Wolle auf Maß, € 1.200, als Anzug € 1.800) und in das Polo-Shirt (€ 200) von PAISLEY Bespoke geschlüpft. Auch das kann es auf Maß mit eigenen Wünschen geben (€ 300).
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