In meinem Beitrag gestern über Hannah Arendt fiel der Satz: „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen…“ und sie fügte 1964 in dem Interview hinzu: „bei Kant“. Jeder Mensch muss sich überlegen, „ob die Maxime seines Handels zum allgemeinen Gesetz werden kann“. Das will erst einmal verdaut werden, es geht nicht so glatt runter. Warum das Wort „Recht“, warum nicht „Pflicht“, überhaupt, ist es nicht eine Verdrehung von Tatsachen? … Schon sind wir mitten in einer Diskussion, die uns guttut, die wichtig ist, ja unerlässlich in unser Zeit, in der sich unterschwellig und offen vorgetragen das Bösen einschleicht.
Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass ich schon heute das T-Shirt mit Hannah Arendts Zitat wieder hervorholen würde. Die Sonnenbrillen waren doch an der Reihe?! Stattdessen stopfte ich meines und das Schwester-Shirt für Madame la Petite in den Strandbeutel. Uns Beide bedrückt und empört, wie mit der Professorin Frauke Brosius-Gersdorf öffentlich umgegangen wurde, bis sie gestern Abend ihre Kandiatur für das Amt der Verfassungsrichterin zurückzog. Eine Beschädigung der Demokratie. Wäret den Anfängen!
Die Juristin mit ausgewiesener Qualifikation wurde gar nicht erst eingeladen, ihre Positionen darzulegen und zu verteidigen. Es gab keine sachorientierte Prüfung ihrer Eignung, ihre Kandidatur besaß von Anfang an einen unschönen Kampagnen-Charakter. Auch hier der Verweis auf Hannah Arendt: Wie kommen wir aus dem fatalen „Wir“ heraus, hinter dem sich jeder verstecken kann? Wie wäre es, das „Ich“ zu wagen. Ich prüfe, ich recherchiere, ich denke, ich bilde mir meine Meinung. Erst dann lässt sich frei und ernsthaft diskutieren zwischen Verantwortlichen, die eine Haltung einnehmen, die nicht einfach nur Partei- und Fraktionszwängen gehorchen. Wenn es im Anschluss daran zu einer Ablehnung kommt, kann ich sie akzeptieren, da sie die Streit-Kultur besitzt, mit der ich mich als Bürgerin eines Landes wohlfühle.
Wir sehen mit Entsetzen, was täglich in den USA passiert. Die älteste Demokratie wurde in nur wenigen Monaten zerlegt. Menschenverachtend, autokratisch, mit sanktionierten Lügen. Die Gewaltenteilung, das Check-and-Balance, ist aufgehoben. Wie kann das passieren, fragen wir uns? So schnell, so umfassend, bis in die kleinsten Verästelungen hinein, kein Bereich wird ausgelassen. Wer dazu schweigt gegen seine Überzeugung, macht sich mitschuldig!
Sprechen wir doch mal mit uns selbst, wie es Hannah Arendt empfiehlt. Es ist ihre Umschreibung für das Denken. Jeder kann es, vielleicht brauchen wir dazu ein bißchen Übung, da das Selbst manch einem verlorengegangen ist. Es könnte sein, dass wir plötzlich und überraschend erkennen: ICH besitze eine Stimme, die wertvoll ist, mit der ICH gestalten und verändern kann. Das Gehorchen wider unsere Überzeugung ist keine Option!
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