Gebt mir eine Schere sowie ein wenig Klebstoff in die Hand und ich werde in der Minute zum Kind, beschmiere mir die Hände, beschmutze, was ich trage, und mache aus meinem Umfeld eine Bastelstube. Ich bin glücklich. Mit dreißig Euro im Portemonnaie sind die Zutaten für den Adventskranz schnell gekauft: das Tannengrün, die vier Kerzen samt Halterung.

Aus Stoffen der Kollektion flechte ich die Bordüren, die mit Stecknadeln in den Kranz geheftet werden, Streifen von dem Blazer-Jacquard, Tüll und Futter „Ruwenzori“. Im Hintergrund läuft leise Musik, ich bin in meiner Welt. Carmen hat schon zweimal um mich herum gesaugt. Jeder Schnipsel wird verwendet, aus den Resten zupfe ich kleine Trottel.

Als nächstes suche ich die passenden Schmucksteine zu der Bordüre. Meine Wahl fällt auf die Schachbrett-Knöpfe aus der Anfangszeit von Roma e Toska. Der damalige Chef der Manufaktur im Schwarzwald drückte sie mir in die Hand und erzählte mir die Geschichte dazu. Er fand sie auf der Messe und begab sich auf die Suche nach der Person, die sie gefertigt hatte. Der Weg führte ihn bis nach Indien.

Er fand die Frau, sie war mit ihren zwei Kindern vor der Gewalt des Ehemannes geflohen, hatte ihr eigenes Rikscha-Unternehmen aufgebaut, dann eine kunsthandwerkliche Ausbildung gemacht und besaß nun die kleine Fabrik, in der sie diese besonderen Knöpfe herstellte. Genau sieben Stück davon fand ich noch in der Schatulle.

Gleich daneben ganz nach hinten gerutscht liegt ein kleines Säckchen mit Schlüsseln, Überreste von dem „Schlüssel-Kleid“, das ich für Toska fertigen sollte, da war sie vier oder fünf Jahre alt. Ich strickte es aus rosa Wolle mit silbernden Bändern, von denen die geheimnisvollen Schlüssel herabhingen. Es liegt nun in einem dieser unzähligen Kartons eingelagert. Schade, hätte es gern fotografiert.

Als nächstes schneide ich die beiden Töchter aus der Jubiläumskarte und klebe sie als Figuren zwischen das Tannengrün. Damit es richtig märchenhaft aussieht, stecke ich die getrockneten Röschen aus dem Geschenkpaket einer lieben Kundin dazwischen.

Nur noch die vier Kerzen, dann bin ich fertig. Auf dem Pullover klebt Wachs (wahrscheinlich vom Testlauf „Advent“), die Finger sind mit Kleber verschmiert, Carmen saugt ein letztes Mal.

Einen schönen 1. Advent mit vielen besonderen Erinnerungen. An dieser Stelle mein Dank an all die innigen Glückwünsche, Geschenke und Nachrichten zum zwanzigjährigen Jubiläum. Ich schreibe weiter an meinen Postkarten für Euch …