Die Nachrichten der Olympiade: Höher, schneller, weiter. Es scheint, als würden nur Goldmedaillen zählen. Ähnlich hört sich die Berichterstattung der großen Auktionen an: der nächste Welt-Rekord, die nächsten Millionen für ein Auto (€135 Mio), ein Picasso (121 Mio), das Shirt von Michael Jorden (10,1 Mio), der NASA Anzug von Bass Oldrin (2,8 Mio). Da ist die Himalaya Birkin Bag mit $353.400 beinahe ein Schnäppchen. Ein Grund mehr, den Abend mit Stefanie Busold, Sotheby’s Hamburg, und Sternekoch Johannes King ganz anders zu beginnen.

Die Sonne scheint. Sylt-Wetter, würzig, eine frische Briese und dieses zauberhafte Abendlicht. Der Garten mit den Hortensien und Heckenrosen vor dem Kapitänshaus in Kampen ist der Schauplatz für die gut gelaunte Runde.

Johannes hat sein Austern-Fahrrad aufgebaut, und die Gäste sitzen im Strandkorb, auf Sofa, Sesseln und Stühlen oder stehen in zweiter Reihe. Es sieht wunderbar improvisiert aus, typisch Roma e Toska.

Neben mir Stefanie Busold, die über Kunst auf einzigartige Weise spricht, wie es nur wenige können, links davon der erklärte „Kunstbanause“. Aber wartet, wir kriegen ihn, genauso wie er uns kriegt mit dem Genuss von Austern.

Schon bei unserem letzten Treffen in Hamburg hatte ich Mark Rothko zum Auftakt genommen, um Stefanie das Erlebnis mit Kunst beschreiben zu lassen: der Zyklus der Black-and-White Bilder, Farben und Nicht-Farben, wie sie in Schwingungen geraten und einen Raum schaffen, der in eine Ewigkeit verweist. Dabei beobachte ich, wie Johannes zuhört, wie die Gäste um uns herum gebannt zuhören.

Wie immer gelingt es ihr, uns in ihren Bann zu ziehen: Auf nach Paris, auf nach Berlin, wohin auch immer, auf jeden Fall schnurrstraks in die nächste Ausstellung. Zugleich ist ihre Rede auch eine Aufforderung, sich mit Kunst in den eigenen vier Wänden zu umgeben. Ihr Motto:

„Ich kämpfe für das Original!“

Zuerst kommt die Begeisterung, dann die Gedanken an Investment. Sie erzählt die verrückte Geschichte von Banksy und seinem Bild, das sich gleich, nachdem der Hammer in der Auktion fiel, selbst zerstörte, erworben für knapp über einer Million Pfund. Die geschredderten Überreste wurden soeben erneut von Sotheby’s versteigert für sagenhafte 18.582.000 GBP. Price the priceless!

Sie berichtet von den Expert*innen bei Sotheby’s, von deren Expertise und Passion. Insgesamt gibt es 52 verschiedene Abteilungen, zu denen auch die Weine und der Whiskey gehören. Hier kann der Sternekoch lebhaft einhaken, wie schwierig es ist, die Authentizität zu belegen.

Ich lasse sie noch einmal von der Keramik-Schale aus dem 13. Jahrhundert berichten, mit der Glasur, über die der Finger des Sotheby’s Experten strich. Es braucht die Erfahrung, das Training der Sinne und das Wissen um die „Zutaten“, egal, ob es sich um Kunst, Design, Lifestyle oder Kulinarik dreht. Plötzlich sind Sternekoch und Kunstexpertin nicht mehr weit voneinander entfernt. Stefanie lädt ihn zu einer nächsten Führung ein, und ich warte auf das gemeinsame Gourmet-Erlebnis.

Es war ein wunderbarer Abend, besonders in dieser Konstellation mit zwei außergewöhnlichen Menschen, die auf selbstverständliche Weise Nähe und Leidenschaft verströmen. Am nächsten Tag setzten wir zum Frühstück unser Gespräch über Kunst fort. Ich lauschte und hielt etwas übermüdet die Klappe. Was für eine Freude. (Nur der Foto-Klick störte in dieser Privatheit.)

Am 22. August laden Stefanie Busold und Sotheby’s zur Oltimer-Party ein. Wer teilnehmen möchte, schreibt mir (info@romaetoska.de) oder direkt an Sotheby’s. Und am 14.8. sind Johannes und ich bei ihm im Kräutergarten. Es geht um die Kartoffel und ihre Kulturgeschichte (Voranmeldung: info@johannesking.de)