Sonntag im Museum, wie herrlich, eine Auszeit zwischen all dem, was so ansteht. Also entführte ich kurzerhand die Freundin aus München in die David Hockney Ausstellung im Bucerius Forum neben dem Rathaus. Schade, dass halb Hamburg eine ähnliche Idee hatte und wir uns die Arbeiten aus der Tate Gallery London mit gefühlt Tausend anderen teilen mussten.
Immerhin, ich hatte meinen wunderschönen neuen Rautenrock an und war damit leicht wiederzufinden zwischen all den vermeidlich kunstinteressierten Besuchern. Mein Fahndungsprofil für Susanne: Waterscape Seidenchiffon Schal (leider ausverkauft). So schlängelten wir uns uns von Bild zu Bild, vermissten seine Swiming Pool Motive, die er seit den 1960er Jahren malte und für mich zu den schönsten Hockneys zählen.
Aber nicht nur daran mangelte es, auch das Set-up der Ausstellung auf dunkler Wand, schien alles zu schlucken, was für mich den 1937 geborenen Künstler ausmacht: die strahlenden Farbwelten, die klinisch rein erscheinen, als würde dahinter nichts mehr stehen, als hätte der Pinsel jegliche Inhalte weggemalt. Hockney hält uns den Kristall-klaren Spiegel vor, lässt die Dargestellten puppenhaft erscheinen und die Beziehungen zueinander besitzen die verzweifelte Leere unserer durchdesignten Welt.
Bild neben Bild auf schmuddelbrauner Wand, davor die Menschen, es wird geklickt, die i-phones schieben sich ungeduldig vor das eigene Blickfeld. Weg ist das California Feeling, gebändigt und verschluckt die enorme Farbkraft. Traurig, Hockney wird so trübe wie das stürmische Hamburger Schmuddelwetter draußen. Nein, ich werde mich nicht den überschwänglichen Kritiken der Zeitungen anschließen.
Hier wird einer der großen noch lebenden Künstler museal gebändigt, anstatt ihm die helle Kühle eines gigantischen Ateliers zu geben. Hockney braucht Licht und Raum, damit die Bilder ihr faszinierendes Eigenleben entwickeln mit der zivilisatorischen Leere und dem subtilen Zueinander der Dargestellten.
Gut, dass Susanne und ich uns noch in das Hockney Set-up am Ende der Ausstellung setzen können. So haben wir wenigsten eine Erinnerung an uns, an türkis und Tulpensträuße, an Stühle in verschobenen Perspektiven und an meinen Rautenrock (€ 598) .
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