Gestern Abend saß ich mit Freundin Bigi zusammen, und während wir den Fisch von Blum aßen, fragte sie mich: „Warum schreibst Du nicht, was für ein besonderes Gefühl es ist, Roma e Toska zu tragen, wie souverän und überraschend sicher es einen macht? Wie gut man darin aussieht.“ Warum nicht! Schon öffnet sich das Türchen No.10 mit einem Outfit, für das auch Busfahrer stoppen.

Die Geschichte ist wahr und ereignete sich vor kurzem: Ich eilte Richtung nächster Bushaltestelle, frech wippte der Rock bei jedem Schritt nach links und rechts. Ich liebe dieses Godet-Modell, wie es sich eng an Taille und Hüfte schmiegt, mit den keilförmigen Schnittelementen, die sich wellenartig zum unteren Saum weiten,

Eins – zwei – drei, mit ein paar Sprüngen stand ich auf der Plattform, ein Bus war schon angefahren. Ich grinste zum Fahrer rüber, der öffnete die Tür und lächelte einladend: „Wollen Sie mit?“ – Lachend schüttelte ich den Kopf, nein, es ist der nächste, in den ich einsteigen muss. „Schade“, ruft er noch, schließt wieder und fährt weiter.

Hey, das war der Rock, für den er gestoppt hat! Oder war es für mich in dem Rock mit dem kessen Hüftschwung, den dieses Modell einfach provoziert? Ich kommuniziere mit dem Glitzerblau der einwebten Streifen, mit dem Muschel-Saum, der fröhlich mit dem Wind nach oben klappt, und dabei bin ich ganz ich selbst an diesem Tag, irgendwann vor Weihnachten, wo alle anderen hetzen und schimpfen und stöhnen.

Am Strand von Kampen habe ich dieses Ich-feiere-mich-selbst noch einmal gelebt. Das Stativ hatte ich auf dem Schreibtisch vergessen, nun musste ich mir in Eiseskälte im Sand ein notdürftiges Gestell bauen, deswegen sieht man so viel Himmel. Auch schön, dieses Himmel-Winter-Blau. Es findet sich im Rock wieder.

Was immer wir tragen, es sollte uns helfen, ein wenig beschwingt wir selbst zu sein. Die Blicke, die wir dafür ernten, sind keine Anmache, kein MeToo, sondern kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten im Alltag.

Das Türchen im Adventskalender bleibt heute offen stehen. Daraus strömt ein verführerischer Duft von Sich-schön-finden, von Lebensfreude, auch wenn es rundherum genügend Gründe für Trübsinn und Sorgen gibt. In der Nummer 10 steckt ein wesentlicher Grund, warum ich Mode mache.