Ich habe mein Ohr verliehen, Dir geliehen, Euch geliehen. Sagte ich nicht sogar kürzlich bei einem Dienstag Talk: Ich höre lieber zu, als dass ich erzähle? – Was es nicht alles für Redewendungen zum Ohr und dem Hören gibt. „Wer nicht hören will, muss fühlen“, zu oft falsch interpretiert, von den Eltern mit drohenen Strafen versehen. Dabei wäre es viel besser, das Fühlen zu lernen und mit den „Ohren zu denken“.
Seenebel hängt über dem Wasser mit seiner besondere Stimmung. Am Strand finde ich eine Muschel, die beinahe aussieht wie ein Ohr. Ich liebe diese kaputten gedrehten Muscheln, die ihre Struktur offenbaren. Sie kommt als mein Fundstück in den Beutel. Und – good news – ich höre wieder das Rauschen des Meeres, wenn auch von ganz fern.
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Mit großer Begeisterung habe ich das Buch von Robin Wall Kimmerer durchgelesen. Was für ein Werk! Eine „mythische wie wissenschaftliche Reise, so heilig wie historisch, so klug wie weise“ steht es auf dem Cover, und ich pflichte dem bei. Spuren zeigt meine Lektüre in einem vielfachen Sinne, nicht nur von außen. Überall habe ich sie mitgeschleppt, Notizen gemacht und nachdenklich vor mich hingesonnen. Nun begleitet sie mich erneut an den Strand durch den versponnenen kalten Dunst.
In einem ihrer letzten Kapitel schreibt Kimmerer von den Feuern, die so eng mit ihrem Stamm der Potawatomi verbunden sind. Sie definieren die Abschnitte im Leben der Nation. Mit dem siebenten Feuer ist sie bei der Phrophezeihung für unser Heute angelangt.
Ein neues Volk wird entstehen, das es nicht leicht hat, stark und entschlossen muss es sein, um die Wege zurückzugehen in den Fußstapfen der Vorfahren, um zu sammeln, was überdauert hat: Bruchstücke der Sprache, der Lieder, der Geschichten und Lehren sowie die Überreste von Land und Natur.
Ich erinnere den Brief des Philosophen Bruno Latour an sein Enkelkind. Modernes Denken verbindet sich mit indigenem Kulturgut. Die Menschen diese Siebenten Feuers haben die Aufgabe, das Gefundene wieder neu zusammenzusetzen, alte Sorten zu pflanzen, tradierte Weisheiten anzuwenden, zu renaturieren, zu heilen. Ich kenne immer mehr Leute, vor allem junge, die sich dieser Veranwortung stellen. „Die Menschen des Siebten Feuers sind unter uns“, heißt es in dem Buch. Wäre es nicht schön, wenn wir alle dazugehören?
Ökologen schätzen, dass wir sieben Planeten bräuchten, um den Lebensstil von heute aufrechtzuhalten. Wieder diese Zahl „sieben“ nur mit dem falschen Vorzeichen. Auch davon schreibt die Autorin. Wir stehen an einem Scheideweg. Ich finde, den grünen samtenen Pfad einzuschlagen ist eine verlockende Vorstellung mit einem „Weltbild, das geprägt ist von gemeinsamen Gedeihen“.
Ein Buch gibt es noch zu verschenken (oder auch mehrere). Freue mich über Eure Bestellungen und Einkäufe bei Roma e Toska, unserem Label, das sich über all die Jahre dieser Vision und diesem Kreislauf verpflichtet hat.
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BLAZER, TÜRKIS
€798,00 inkl. Mwst. -
KISMET RUDBECKIA ROCK, MULTI
€798,00 inkl. Mwst.
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