Ho.Ho. Heute öffnet sich ein launisches Türchen im Adventskalender. Es geht um das Schenken, eine der schönsten Gaben des Menschen. Aber es birgt in sich so manch eine Tücke, denn es muss das richtige Präsent sein, von Herzen kommen, den Beschenkten bedenken und nicht sich selbst, sozusagen zwecklos sein, wertbeständig, ideell, phantasievoll, auf jeden Fall nicht immer pragmatisch – wie der Wasserkocher oder das Bügeleisen für die Frau.

Das Schenken unterliegt sozialen Normen, dem Druck der Vergleichbarkeit, dem Anspruch von echter Liebe und wahrhaftiger Zuwendung, und außerdem will es gut erinnert werden, damit es sich nicht von Mal zu Mal wiederholt, wie die Hausschuhe, die schon letztes Weihnachten unter dem Baum lagen, oder der immergleiche Blumenstrauß, besorgt von der Sekretärin.

Ich komme aus einer Familie von talentlosen Schenkern. Mein Vater kaufte bei Discountern, vorzugsweise Wasserschäden-Outlets (Umtausch überflüssig, am besten gleich entsorgen), meine Mutter dachte bei den Präsenten, was sie selbst am liebsten hätte (Chanel No.5 für mich ein No-Go, landete bei ihr als Retour-Geschenk), meine Schwester wickelte am liebsten low-cost Kekse aufwendig in Papier, und mir fiel nichts rechtzeitig ein, also gab es Gutscheine. Leicht, es besser zu machen.

Es gibt die Kategorie der „selbstgemachten Geschenke“, die allerdings mit größter Vorsicht anzugehen ist, auch hier spreche ich aus Erfahrung. Natürlich ist es schön zu wissen, das jemand viel Zeit aufgebracht hat für ein Präsent, das jedoch umgehend in der Ecke oder in der Kiste landet, um nur hervorgeholt zu werden, wenn die Geber*innen sich zum Besuch ankündigen: Das selbstgemalte Bild aus dem Volkshochschulkurs für freies Aquarellieren, die getöpferte Schale als Vogeltränke oder der Pullover, der in den Achselhöhlen zwickt und geringelt in orange-rot-blau gestrickt wurde.

Vor ein paar Tagen sagte mir eine Freundin, dass sie einen Schal für die Tochter strickt, damit sie auch mal etwas Selbstgemachtes von der Mutter hat. „Sie wird ihn nicht tragen“, fügte sie eilig hinzu. Wir lachten. Unterm Tannenbaum gibt’s den Schal. Die Geste ist es, das habe ich früher übersehen. Jetzt bin ich sanftmütiger geworden und ebenfalls eigenhändig Masche für Masche beschäftigt.

Machen wir es doch wie im alten Brauchtum für die Braut: etwas ALTES, ein Vintage Teil, ein Armband von Yves Saint Laurent, eine alte Uhr, eine Vase ….

Etwas NEUES, das könnte dann die kunsthandwerkliche Eigenkreation sein, etwas GELIEHENES, heißt, man ist großzügig und gibt der Tochter ein Teil aus dem eigenen Couture-Bestand (man wird es nie wieder sehen, soviel ist jetzt schon klar), und etwas BLAUES, wie der Rock von Roma e Toska, in dem ich mich gleich fotografieren werde. Oder die Muschelblusen mit der Humboldt-Geschichte dazu.

Zurück zum Anfang und dem Türchen No. 9 hinter das ich die Attribute für die Kunst des Schenkens lege: 1. An den anderen denken. 2. Sich bei der Auswahl und Vorbereitung verbunden fühlen. 3. Mit Freude geben. 5. Etwas Nachhaltiges wählen, es können auch schöne Momente sein. 4. Schenken hat nichts mit Geld zu tun, auch wenn es viel Geld kosten kann. 5. Schenken ist kein „return of investment“.