„Das einzige Paradies ist das verlorene Paradies“, schrieb einst Marcel Proust (1871 – 1922). Ich muss daran denken, wenn ich mir die Dior Show von Maria Grazia Chiuri für 2026 anschaue. Es ist ihr Abschied nach neun erfolgreichen Jahren bei dem französischen Couture Label. Eine Huldigung an die Weiblichkeit in ihren Stärke und Zerbrechlichkeit, ein berührender Appell an die Schönheit, der sich nur widerwillig in das Heute und Morgen übertragen lässt. Ich spüre deutlich, wie sich ein leises und beharrliches „I-Want!“ in meine Wünsche schleicht: Wandern durch elysische Gärten, schweben durch die Nacht, hauchdünner Nebel, der sich über meine Kleidung legt … À la recherche du temps perdu. Die Kollektion ist eine melancholische Reminiszenz an die berühmten Kipppunkte der Gesellschaft: das Rokoko, das Fin de Siècle, la Décadence.

Die Überleitung zu Goethe ist nicht fern mit seinem Faust 1 und 2 und dem berühmten Satz aus dem Teufelspakt: „Verweile doch, du bist so schön!“ Wer Lust hat, ergattert für morgen, Pfingstmontag, noch eine der wenigen Karten im Hamburger Thalia Theater für Philipp Hochmair und seine wohl allerletzte Vorstellung des Fausts. Ich bin sehr stolz, den Schauspieler einen Tag später als meinen Gast für den It’s a Dienstag zu empfangen. Frohe Pfingsten!

Wenn ich schon dieses Pfingst-Potpurri schreibe, dann darf auch einer meiner Wundersätze aus der Bibel nicht fehlen, der mich schon als Kind schwer beeindruckt hat. Wie geht das, sprechen in anderen Sprache mit Zungen, die vom Himmel fallen? Selbst heute noch erfüllt es mich mit diesem Staunen, als käme es aus dem einzigen oder einstigen Paradies, wo man nicht verstehen muss, was man fühlen kann.

„Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“