Es stimmt, ich mache keinen Hehl daraus: Ich liebe die Arabeske mit ihren Schnörkeln, den bunten Garnen, gewebt als Jacquard, und irgendwie weckt es in mir immer früheste Kindheitserinnerungen. Gestern erhielt ich einen Anruf einer Freundin, die unbedingt den neuen Blazer kaufen möchte, denn auch für sie gibt es eine ganz spezielle Verbindung und Geschichte zu diesem Muster. Als Einzelkind und Tochter des Bäckermeisters und seiner Frau war sie oft sich selbst überlassen. Da gab es diese Übergardinen mit den wunderschönen Formen und Linien, über die sie Stunden über die Stunden immer wieder verträumt die Blicke gleiten ließ … Bis sie sich endlich die kleine Nagelschere aus dem Badezimmer holte und Arabekse nach Arabeske sorgfältig aus der Gardine schnitt. Schnip-schnap, vorne wurden Brot und Brötchen gebacken und verkauft, hinten hingen nur noch Fetzen am Fenster, und auf dem Tisch häuften sich die verwunschenen Meander-Bilder aus Stoff. – Eine wunderschöne Geschichte zwischen Wilhelm Busch und 60er Jahre Kindheit.
Meine Arabeske-Story ging so, dass ich, alleingelassen im Haus nur bei dem einsamen Ticken der Wanduhr, die Muster auf dem Polstersessel im Wohnzimmer mit Kugelschreiber nachmalte. Da kam auch Freude auf! – Ich trage den Blazer beinahe täglich und Hildegard bekommt ihn auch – die Fellweste besitzt sie schon.
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