Zeit für eine Buchvorstellung! Ich bin mal wieder auf der Insel. Als ich mich an den Schreibtisch setzte, funkelten noch die Sterne über dem alten Kapitänshaus. Mittlerweile ist die Sonne aufgegangen und es könnte ein schöner Tag werden. Es geht um Alexander von Humboldt (1769 – 1859), den großen Abenteurer, Entdecker, Wissenschaftler, Universal-Gelehrten und das Buch von Andrea Wulf: „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“, 2015 auf Englisch und ein Jahr später auf Deutsch erschienen.

Kampen SyltAlexander von Humboldt

Eine Freundin schenkte es mir gerade nachträglich zum Geburtstag, der schon eine Weile zurück liegt, aber die Lektüre kommt zur rechten Zeit und fällt mir förmlich in die Seele. Wie schreibt die Autorin: „Die Vergangenheit prägt uns. Nikolaus Kopernikus zeigte uns unseren Platz im Universum, Isaac Newton erklärte die Naturgesetze … Humboldt vermittelte uns einen Begriff von der Natur selbst.“ Alles hängt mit allem zusammen! Sein Geburtstag jährt sich zum 250. Mal.

Alexander von Humboldt

Schon auf den ersten Seiten habe ich mit Bleistift meine Notizen an den Rand gekritzelt, Wörter eingekreist und ganze Passagen mit einem Ausrufezeichen versehen. „Natur muss erlebt und gefühlt werden“ heißt es da, oder es wird von der „großen Verkettung von Ursachen und Wirkungen“ geschrieben, die Welt als ein riesiger Organismus bezeichnet, das „Netz des Lebens“, in dem keine Masche fehlen darf, kein Faden reiß soll.

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Humboldt der erste Klima-Aktivist? Sicherlich, wurde er doch Zeuge der Beginn der Industrialisierung und den Veränderungen durch die Kolonialisierung. Er steht am Anfang des Überganges von einem Erdzeitalter in ein anderes, das mit der Erfindung der Dampfmaschine von James Watt (1769) begann, das „Anthropozän“, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren wird.

Alexander von Humboldt

Die Autorin Andrea Wulf geboren in Indien, aufgewachsenen in Deutschland, lebt seit über 20 Jahren in England. Für dieses Buch hat sie nicht nur in Bibliotheken und Archiven geforscht, sie hat sich selbst auf Reisen begeben, um den Spuren von Alexander von Humboldt hautnah zu folgen, in den venezolanischen Regenwald, auf den Chimborazo Berg mit über 6.000 Meter Höhe, wo die Luft so dünn war, „dass mir jeder Schritt wie eine Ewigkeit erschien…“

Foto von Andrea Wulf

Das Buch ist ihr Versuch, zu begreifen, woher unser heutiges Verständnis von Natur und Umwelt kommt. Ich tauche ein in ihre Erzählungen von Kapitel zu Kapitel, selbst dann noch, wenn ich abends eigentlich viel zu müde bin, um zu lesen.

Alexander von Humboldt