Die Keramik der 20er bis in die 1950er Jahre führt immer noch ein Schattendasein. Ganz zu Unrecht, wie ich meine, denn hier zeigt sich eine Stille Schönheit, wie wir sie selten finden. Leise flüstern die Objekte mit ihren ausgefallenen Formen und Glasuren in einer Poesie, die jeden Raum, jedes sorgfältige Interieur bereichern würde. Nicht zu verwechseln mit kunsthandwerklichen Töpferwerkstätten und Volkshochschul-Kreativität besitzen die Schalen und Vasen der großen Künstler und ihrer Manufakturen eine tief verankerte Tradition und Kultur.
Eine außergewöhnliche Schale von Hildegard Delius (1896 – 1955) aus den Zwanziger Jahren stelle ich heute vor. Es ist ein museales Stück in ihrer Form mit den typischen Motiven der Zeit, hergestellt für die Manufaktur Uffrecht.
Mein Mann, der diese Objekte seit Jahren sammelt, überall in unserer Wohnung verteilt, in Kartons im Keller stapelt und sich nicht sattsehen kann an den Pretiosen, wenn er sie das erste Mal in den Händen hält, könnte nun noch viel mehr dazu erzählen.
Als wir uns kennenlernten bekam ich statt Blumen jedes Mal eine Vase geschenkt, die sich auf den Fensterbänken im Atelier aufreihten, eine schöner als die andere, besonders. Ich bin damit sozusagen Erwachsen geworden, es ist mein „coming out“ zu einem Blick für das alltäglich Schöne, das bescheiden irgendwo steht mit einer verblüffenden Ausstrahlung und geduldig darauf wartet, entdeckt zu werden.
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