Ein Buch und eine einsame Insel, das wäre das Paradies, heißt es nicht so? Seit nunmehr 26 Tagen schippere ich mit einer halben Bibliothek quer durch die Südsee, und erst jetzt, wenige vor Ende der Reise, komme ich dazu, eines davon zu lesen: „Chita“ von Lafcardio Hearn (1850 – 1904). Ich bekam es zum Geburtstag von einer Freundin aus Köln geschenkt. Es lag ungelesen neben meinem Bett auf Sylt und erst in letzter Minute wanderte es mit in den Koffer für diese Fahrt. Das sollte wohl so sein …
Vor uns liegt Calangaman Island, eine etwa zwei Meter über den Meeresspiegel ragende Sandbank, 15 km vom nächstgrößeren Island im Norden der Camotes-See entfernt, wem das etwas sagt.
„Und aus der schimmernden Flut tauchen auch grüne Kuppen auf – hübsche Inselchen, ein jedes mit seinem Strand aus flirrendem Sand und gelbweißen Muscheln –, und alles leuchtet vor subtropischen Gewächsen, Myrrthen, niedrigen Palmen, Orangenbäumen und Magnolien. In ihrem smaragdgrünen Schatten schlummern eigentümliche kleine Plamendörfer, die von dunkelhäutigen Orientalen bewohnt werden – malayischen Fischern, die das Spanisch-Kreolisch der Philippinen so gut sprechen …“ (Auszug aus Chita).
Ich habe mein Buch gefunden und nach 26 Tagen bin ich angekommen, und die Zeit bleibt endlich stehen. „Den Zauber eines einzigen Sommertages an den Küsten dieser Inseln kann man unmöglich beschreiben, nie vergessen. In den blasseren Klimazonen leuchten Himmel und Erde selten so strahlend hell …“
Unweigerlich bin ich in den Sog dieser feinsinnigen und klangvollen Sprache eingesogen, mit der Lafcadio Hearn von einem Wirbelsturm an einem ganz anderen Ende der Welt erzählt. Fortsetzung folgt! Tag 26 ist noch lange nicht zu Ende.
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