Arequipa. Zwei Uhr Ortszeit aufstehen, 2:30 Uhr soll mich der Kleinbus abholen, um zum Colca Canyon (3.200m) zu fahren, aber der Fahrer ist in den chaotischen Straßenverhältnissen der Halloween Nacht irgendwo steckengeblieben. Ich warte in der Lobby, dämmere vor mich hin. Eine Stunde später geht es endlich los. Wir sind zu zwölft, eine gemischte Truppe. Vor mir eine Engländerin, die ihr früheres Backpack-Dasein wieder aufleben will. Eingehüllt in Decken fahren wir die ca. 95km in das Land der Vicunjas, Alpakas und Lamas zu dem Colca Canyon, der dritttiefsten Schlucht der Welt. 1.200m geht es senkrecht nach unten, Heimat des Condors.

Als die Sonne aufgeht liegt vor uns ein Zauberhochland. Karge Vegetation im Dunst des frühen Morgen. Und dann sehe ich sie das erste Mal, die Vicunjas, diese irgendwie mythenhaften Wesen, deren Wolle auf den internationalen Märkten astronomische Summen erzielt.

Erster Stopp ist in Colca, wir frühstücken an langen Tischen, Rührei, Empañas und Kaffee, der wohltuend wachrüttelt. Nun bin ich bereit für die Exkursion. Wir machen einen kurzen Halt in Maca, ein kleines Dorf umgeben von Vulkanen.

David, unser Guide, erklärt, wie arm die Menschen hier sind, ständig bedroht durch neue Vulkan-Ausbrüche und Eruptionen. Das letzte Erdbeben hatte das Dach der Kirche beschädigt.

Sie leben großteils von den Touristen, die für ein paar Minuten verweilen. Ein Foto mit ihnen kostet 5 Sol = ca. €1,20. Eigentlich mag ich solche Bilder nicht, aber ich sehe ein, es hilft, und so posiere auch ich neben der Frau in ihrer traditionellen Kleidung und ihrem Alpaka. Klick-klick. Ein gegenseitiges Lächeln.


Weiter geht es in großen Serpentinen bergauf. Rechts von mir der Abgrund, keine Sicherung, keine Leitplanken. Aber was für eine Landschaft! Die Terrassenbildung geht auf die Zeit weit vor den Inkas zurück, die später diese Agrikultur mit ihren Mikroklimas perfektionierten.

Die ganze Region steht unter UNESCO Naturschutz, um sie möglichst in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten. Das meiste erzählt David auf spanisch, ich bekomme die Kurzübersetzung und versuche so viel wie möglich von der fremden Sprache aufzuschnappen.


Und dann sind wird auch schon hoch oben am Colca Canyon, wo die Touristen aus unterschiedlichen Nationen, vornehmlich Amerikaner, mit ihren langen Teleobjektiven auf die Condore warten. Riesig sind diese Vögel, über drei Meter Spannweite ihre Flüge, ein Meter hoch ihr Körper.

Sie sind begnadete Segelflieger, die sich mit der Thermik hochtragen lassen. Einen habe ich gesichtet, ganz weit oben. Aufregung um mich herum. Ob er wohl Glück bringt?

Gleich neben dem Ausguck haben sich die Frauen mit ihrer Ware ausgebreitet. Geduldig warten sie auf die Touristen, die sich einkleiden lassen, eine Mütze, ein Tuch, eine bestickte Weste. Mich interessieren die farbenfrohen Motive, abgespeichert für eine zukünftige Kollektion.

Ständig muss ich husten, ein wenig blutet die Nase, extrem trocken die Luft, meine Lippen sind rissig, die Haut spannt. Wir besteigen nach gut einer Stunde das Auto und machen Halt an einem kleinen Stand entlang der Straße, an dem es den berühmten Colca Sour gibt. Klar, muss ich probieren. Er gehört zu meiner Reise dazu, ist ein Teil dieser Landschaft und der Menschen. Dass wenig später mein Kreislauf in den Keller geht, steht auf einem anderen Blatt Papier. Erst einmal Salud!


Und weiter führt die Strecke zu den heißen Quellen, in denen ich bade, Kanufahrt, muss auch sein, alles mitmachen. Bis mir plötzlich weiß vor Augen wird und jede Stufe zurück zum Auto unmöglich erscheint. So ist das also bei über 3.000 Metern und einem übertriebenen Aktionismus.


Den Kopf an das Fenster gelehnt, betrachte ich versonnen die vorbeifließende Natur. Es sind die Farben der Alpakas, die ich schon bei Mitchell & Co gesehen hatte, diese verschiedenen Brauntöne mit dem himmlischen Blau drüber.


Es gehört alles zusammen und erzählt mir eine Geschichte von den Anfängen, als sich die Berge formierten, kleine Bäche dazwischen mit Moosen und trockenen Büscheln Gras. Das Land der Vikunjas.
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KINDERMOND GODET ROCK, MULTI
€498,00 inkl. Mwst.


Muchos gracias 🙏🏻 für deine Reiseimpressionen. Freue mich jeden Tag auf neue Entdeckungen, Einsichten und am Ende auch deine Kollektion, die ich 2027 bei meiner Chile/Peru Reise mit Begeisterung tragen werde!
Take care
Wie schön. Ich kann viele Tipps geben, denn die Vorbereitungen für mich waren bislang exzellent!