Bücher verfolgen einen das ganze Leben. Bei einigen wissen wir noch, wo wir es kauften, wann und in welcher Situation wir darin lasen. Andere ließen wir einfach im Strandkorb liegen. Roma riß früher die gelesenen Seiten raus, sie hätte sie nun im Kopf, wie sie meinte. Ich zerteilte mit dem Küchenmesser „Die Brüder Karamasow“ von Dostojeweski, weil ich nur die letzten Kapitel mit auf Reisen nehmen wollte und nicht das ganze Schwergewicht.
Heute tauchte ein Bild von Roma auf, damals an der Alster in den Stiefeln von Louboutin, die sie mir abschwatzte, dem kurzen Tütü-Rock aus der Circus-Kollektion (2010), dem Blazer aus „Seacape (2011), einer Vintage Tasche (die sie mir auch stibitzte) und einem Buch in der Hand.
Ich schicke eine SMS Richtung Réunion, promt kam die Antwort meiner Tochter: Es ist Gustave Flaubert (1821 – 1880) „L’Education sentimentale“, 1869 erschienen, einer der größten, wenn nicht sogar wichtigsten Entwicklungsromane Frankreichs. Ein junger Mann, arm aber aus gutem Hause, zerrissen zwischen zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten … Er weiß nie, zu welcher es ihn wirklich hinzieht usw. Romas Erläuterung scheint nicht aufzuhören. Ein wichtiges Buch für sie.
Wie heißt es auf deutsch? Gleich drei Titel tauchen auf, als ich es google: „Lehrjahre des Gefühls“, „Erziehung des Herzens“ und in der Neuübersetzung von 2020 lautet es gendergerecht „Lehrjahre der Männlichkeit“. Holà!
Cashmere-Stola rosa-beige (€ 498)
Und schon bin ich, ohne weiter bei Flaubert einzusteigen, außer, dass ich mir das Buch geschwind bestelle, bei meinem Adventskalender-Türchen Nr. 9: Ein wichtiges Buch von damals nochmals lesen!
(Pipi Langstrumpf und Karl May lassen wir weg, sie gehören in die verklärte Frühjugend. Widmen wir uns den bedeutenden Romanen und Erzählungen, die uns wichtig wurden.)
Roma e Toska Kissen in unterschiedlichen Größen, mit Webpelz (€ 160) und ohne Webpelz (€140).
Bei mir waren es Franz Kafka, „Das Urteil“, „Die Verwandlung“, „Ein Bericht für eine Akademie“ und Hermann Hesse „Narziss und Goldmund“. Ich konnte damals nicht begreifen, warum alles einem System folgen soll. Wenn man schöne Hände hat, dann hat man auch schöne Füße, wie Frisch schrieb. Das stimmt doch nicht. Mittlerweile liegen mehr als 45 Jahre bei mir dazwischen. Ich habe mich verändert.
Viel Spaß bei dem Lese-Experiment, das bestimmt einiges über Buch und LeserIn verraten wird.
Bitte lasse Narziss bei Hermann Hesse.
Gruss von der Lektorin….
Tuki, wenn ich Dich nicht hätte. Bestes Zeichen, dass ich es endlich mal wieder lesen sollte, dieses Buch, das so gar nicht von Max Frisch ist. Ich hätte daraus in meiner vorweihnachtlichen Kopflosigkeit auch Hermann Frisch oder Max Hesse machen könnten. Aber, es gibt ja dich. Sei umarmt, komm vorbei!