Dieses 2021 war ein sehr inniges Jahr, auch wenn wir uns permanent in Distanz üben mussten. Vielleicht gerade deswegen. Gestern öffnete ich den Brief einer guten Kundin, sie bestellt regelmäßig online, wir sehen uns nie. Vorne auf der Karte ist ein Gemälde von Jan van Eyck (um 1390 – 1441) Die Madonna des Kanzlers Nicolas Rolin (um 1435).
Ich habe oft über den Künstler berichtet, und nun freut mich allein schon die Tatsache, dass es nicht irgendeine Karte ist, sondern gesucht, gefunden und für mich gewählt. Dann folgen auf der Rückseite sehr persönliche Worte, die mit dem Satz enden: „Ich freue mich auf Ihre neuen Kollektionen und mal sehen auf welche Reisen Sie uns alle mitnehmen und welche Wunder so alle geschehen …“
Es macht mich schmunzelnd nachdenklich, wie schön ist es, jemanden auf meine Phantasie-Fahrten mitzunehmen. So entsteht das Miteinander, von dem ich oft spreche.
Meine Geschichten, die ich in Stoffen und Silhouetten erzähle, spinnen sich fort als Lieblingsstücke der anderen. Und darüber hat das Jahr 2021 eine ungewöhnliche Privatheit erhalten mit einem Dialog zwischen mir als Designerin und den KäuferInnen, wie er schon 2020 in all den Briefen, die sich austauschten, begonnen hatte. Wieder muss ich notieren: Ein gutes Jahr!
Mag es bei der Mode anfangen, so ging es doch in diesen Monaten weit darüber hinaus. Mein Freund Thomas spricht von „Lebensmenschen“, davon gibt es nur wenige, es sind in diesem Jahr welche hinzugekommen.
Aber es gibt auf jeden Fall sehr besondere „Jahresmenschen“, die mir innige Momente bescherten. Ich denke dabei an Christiane, die mir zum Mittagessen aus Florian Illies „1913“ vorliest, oder an Kismet, der bei Kerzenschein mir geduldig zuhört, an Tobias, mit dem ich nachts noch den Crémant teile, und an Karen, als wir darüber sprachen, was die Kunst für uns bedeutet.
Es gab Spaziergänge unter dem Sternenhimmel, kreischende Sprünge ins Meer, mit der Versicherung, dass wir uns „unbeschädigt“ erhalten haben, und Abendessen in der hinteren Ecke beim Italiener, denke auch an Toska und Hannes in Paris. Nie war es gewöhnlich, das gehört unbedingt auch in dieses 2021.
Vorgestern las mir Cousinchen aus dem Buch von Thomas Brasch (1945 – 2001) vor. Ich gebe ein Gedicht zum Besten, das mich tief bewegt. Worum es geht, versuche ich aufzulösen und zu heilen, mit dem, was Mode ist und was ich dazu addiere.
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