Heute ist Montag, der letzte in diesem Jahr. Weihnachten liegt hinter uns, hoffentlich so besinnlich, wie es sich jeder gewünscht hat. In meinem Jahresrückblick darf das Team nicht fehlen, auch wenn wir nicht mehr so zusammen sind, wie wir es uns Anfang 2020 gedacht haben.

Am 25. Januar 2020 besuchten Carmen und ich das Chinesische Neujahrsfest in Hamburg. Wir waren eingeladen, es gab schon die beängstigenden Nachrichten aus Wuhan mit gestrichenen Flügen aus und nach China. Sollten wir hingehen, wir gingen. Es war ein außergewöhnlicher Abend, wir blendeten das Geschehen um uns herum aus und Carmen erzählte mir die lange wechselvolle Geschichte ihrer Familie mit dem Großvater aus Kanton, der Kindheit und Jugend in Peru …

Anschließend reiste sie zu ihrem todkranken Vater nach Cusco, Peru. Als sie zurück kam, Quarantäne, und wir standen kurz vor dem Lockdown. Nichts war mehr so wie zuvor. Melle, die Schneiderin hatte gerade verkündet, dass sie wieder schwanger sei, wir stießen darauf an. Das Leben geht ja weiter. Ihr war schlecht, vielleicht hatte sie Corona, auf jedenfalls blieb sie zu Hause.

Und plötzlich waren Monique und ich allein hinter verschlossenen MILCHSTRASSEN-Türen. Ein ungeahnter Frieden, aus dem Atelier tönte klassische Musik, und ich saß in meinem geliebten Sessel, ließ die Zeit verstreichen, grübelte, träumte und schrieb täglich Briefe an alle, die mir in den Sinn kamen.

In der Manufaktur im Erzgebirge nähten sie Masken und Schutzkleidung für die Krankenhäuser. Unser Kollektion blieb liegen, Monique übernahm so gut sie konnte und auch Melle war irgendwann wieder am Start, wenn es Kita und Home Office ihres Mannes zuließen.

Dann ging alles ganz schnell, die MILCHSTRASSE 11 wurde aufgelöst, Carmen musste uns verlassen, das Atelier wanderte provisorisch in unsere Privaträume an der Alster, und ich gestaltete den Flagship Store in Kampen zu einem Concept Store um, mit mehr Antiquitäten und Kunst. Monique richtet sich ein und hielt tapfer durch.

Vor ein paar Tagen standen wir am Zuschneidetisch mit unserer kleinen Weihnachtsfeier, und ließen noch einmal das Jahr passieren. Turbulent! Carmen und Melle waren nicht da, nur wir beide. Monique hat alles zusammengehalten, unglaublich verlässlich Modell nach Modell genäht. Mittlerweile gibt es ihren Puki, den kleinen Labrador-Retriever Welpen, der neben der Nähmaschine schläft.

Nächstes Jahr wird es wieder besser, dann sind wir wieder ein richtiges Team. Johanna kommt dazu für das Online Business und Social Media. Mit ein wenig Glück ist auch Melle nach der Elternzeit wieder am Start. Carmen wird selbständig ihre Kundinnen für Roma e Toska beraten. Und dann veranstalten wir eine gemeinsame Weihnachtsfeier im Frühjahr. Wer weiß, wer kann schon planen …

Die alten Zeiten sind vorbei, die neuen werden wir uns mit Phantasie und Mut zurecht basteln. Dank an Monique, Melle, Carmen und Johanna. Wie sagte Karl Lagerfeld so richtig: Ohne das Team ist der Designer gar nichts!