Keine Sorge, es wird ein amüsanter Beitrag, denn in der Rückschau ist beinahe alles, was schief ging in meinem Roma e Toska Leben, zum Todlachen und endete … irgendwie dann doch glücklich, zumindest, wenn man es mit den Augen der notorischen Optimistin sieht. Es gilt das Murphy Law: Anything that can go wrong will go wrong.
Diese Gelassenheit, die solch ein „Naturgesetz“ mit sich bringt, stecke ich in den Adventskalender mit der Tür Nummer 10 und begebe mich in den fröhlichen Krisenmodus: 20 Jahre Roma e Toska.
„Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“ So lautet die Urfassung des US-amerikanischen Ingenieurs Edward A. Murphy 1949.
Und genauso habe ich es gemacht bzw. ist es passiert. Immer, wenn ich lauthals verkündete, das Bevorstehende, die Arbeit an der neuen Kollektion, die Produktion, der Vertrieb, das Marketing, was auch immer, würde leicht und zügig voranschreiten, ging es schief!
Legendär die „Knopf“-Geschichte, ich glaube es war die Shakespeare Kollektion (es gehört zusammen, was nicht zusammengeht). Die Einkäuferinnen weltweit hatten sich gerade in dieses Detail an meinen Mustern verliebt. Alles war fertig genäht, die Produktion wartete nur noch auf die Lieferung der gebrannt geblichenen Hornknöpfe.
Nur, dass die Knopf-Manufaktur in Nepal gerade von Aufständischen besetzt war, das Personal geflohen, die Chefs inhaftiert. Wir warteten und warteten und warteten, bis die Befreiung kam und mit ihr die Regenzeit. Keine Knöpfe. Kein Plan B. Die Herbst-Winter Kollektion wurde zum Herbst-Winter in die Geschäfte geliefert und nicht zum Sommer, wie es die anderen taten. Wir waren unserer Zeit voraus, der Abverkauf lief super.
Florenz war jedes Jahr ein Fest für uns, egal was alles schief ging. Hier zur Fussball-Europaschaft, Deutschland gegen Italien. Deutschland verlor, wir wurden gefeiert.
Mein erster Messeauftritt in Florenz, die Pitti Bimbo, größte Kindermodemesse der Welt, die Kisten mit der Kollektion gingen verloren. Ich fand sie kurz vor Mitternacht auf einem fremden Lagerplatz vor der Stadt. Immerhin! Das frühere Atelier vergaß die Nahtzugaben, Kleidchen für Unterernährte, die Polen nähten die Kopfrundungen der Shirts zu, dafür gab’s permanent Vodka. (Was genäht ist, kann auch aufgetrennt werden, alte Schneiderregel.)
Es war nicht Gagarin, der auf dem Mond landete, deswegen stornierten die Russen die „Journey to the Moon“ Kollektion. Und 2008/09 hatte Harrods plötzlich kein Geld mehr für die Order und Aserbaidschan zog gleich mit (Ölrohr verstopft).
Unser erstes Erfolgsmodell, ein Jersey-Kleid, verkaufte sich weltweit. Berichte von kleinen Mädchen, die es auch zum Schlafen nicht ausziehen wollten. Das feinmaschige doppeltgestrickte Material löste sich auf. Mit einer Rückruf-Aktion wäre ich erledigt gewesen. Es kam keine Retour, nur Fotos von strahlenden Kindern in schwarz-weißen Löcherkleidchen. (Dank an Margiela und die Avantgarde)
Darüber vergingen die Jahre, meinen Haftbefehl Frauenknast Hahnöfersand konnte ich abwenden. Den Führerschein musste ich wegen zu schnellen Fahrens abgeben. Wer weiß, wozu was gut ist. Wenn wir keine Fehler machen, dann können wir auch nichts lernen. Und so geht weiterhin alles schief, was schief gehen soll. Mal sind es die anderen, die daran schuld sind, mal bin ich es selbst. Und manches Desaster wurde zum Glücksfall: „Protect me from what I want!“ (Auch so ein Satz, der wichtig ist, US-amerikanische Künstlerin Jenny Holzer)
PS: Nicht vergessen, es gilt noch bis morgen das Herrenspecial mit 20% Rabatt, wenn der Mann einkauft.
Selten so gelacht! Das sind die wahren Weihnachtsmärchen!