Keine Angst, wir sind noch da. Toska ist glücklich vom Schnorchel-Tripp am Great Barrier Reef zurück und ich bin ebenfalls dem Regenwald entkommen. 24 Stunden ohne Blogbeitrag und wir werden schon als vermisst erklärt. Tut mir leid, gestern hielten mich Bord TV Interview, Style-Beratung, Vortrag über die „Accessoires in der Mode“ sowie die Wiener Opernball Anprobe so in Beschlag, das keine Zeit für eine Zeile blieb. Das hole ich jetzt nach: Tag 12 auf der Reise, und wir haben uns jeweils für eine von zwei großen Tagesausflügen zu den bedeutendsten Weltnatur-Erbe(n?) entschieden.
Da ist zum einen das langgestreckte Barrierriff vor der Küste von Queensland mit der größten zusammenhängenden Ansammlung von über 2.900 Korallenriffen. Es wird als eines der sieben Weltwunder der Erde bezeichnet und ist vom All aus zu sehen. Ich habe Angst, Zeuge der fortschreitenden Zerstörung dieses einzigartigen Biotopes zu werden und entscheide mich für den Baumwipfelpfad durch den Wooroonooran Nationalpark, dem ältesten Regenwald der Erde, östlich von Cairns. Ein wenig aufgeregt bin ich schon, muss ich mir das nun wie bei Indiana Jones und seinen schwindelerregenden Hängebrücken durch die Urwald vorstellen? Prädikat „anspruchsvoll“ steht auf dem Ticket.
Dicke Wolken hängen über dem Hafen, aus denen es jede zehn Minuten kräftig schüttet. Die kleine Truppe steigt in den kleinen Bus Richtung 99% Luftfeuchtigkeit und 31°C Wärme zu einem der artenreichsten Regionen der Welt. Superlative, die ich erst begreife, als wir an der ersten Station bei den Josephine Falls aussteigen und der Urwald uns mit einer tausendfachen Geräuschkulisse einhüllt.
In Sekunden ist die Bluse so feucht, wie der Wasserfilm auf den Pflanzen. Es ringelt und schlängelt sich auf dem Weg nach oben zum Licht der Baumwipfeln. Grün in allen Schattierungen, an denen sich das Auge nicht sattsehen kann. Es sieht aus wie ein senkrechter Garten Eden. Und dabei sind die Flechten und Moose die talentiertesten Künstler der abstrakten Camouflage.
Da sind sie auch schon, die Josephine Falls. Über drei Stufen rauscht das Wasser den Fluß hinunter. Eine Gruppe von Jugendlichen stürzt sich kreischend in den Wasserfall . Am liebsten würde ich es ihnen gleichtun, nässer können meine Klamotten eh nicht werden.
Unachtsamkeit verzeiht der Regenwald nicht. Als ich für ein Motiv die paar Steine hineinabsteigen will, hängt handbreit über mir eine riesige Spinne. Fast wäre ich nun doch vor Schreck samt Handy, Hut und Seidentuch den Wasserfall hinabgestürzt. Größe dieses anscheinend ungiftigen Biestes ca. 15 – 20 cm. Nichts für nordeuropäische Kulturmenschen. Bild unscharf, ich halte Fluchtdistanz.
Weiter geht es durch den Wooroonooran Naturpark und das Unesco Weltnaturerbe des Wet Tropics of Queensland. Wenn es hier nicht alle drei Tage regnet, dann stirbt Regenwald mit seinem sensiblen Ökosystem. Zum Glück, es regnet, es regnet so stark, dass die meisten zum Schirm greifen, um hoch oben entlang der Baumkronen zu wandern. Wie uncool, das hätte es bei Indianer Jones nicht gegeben. Ich verzichte auf die Errungenschaften der Zivilisation und lass mich durchnässen.
Grün, wohin das Auge blickt. Kein Baum ist mit dem anderen verbunden, alles strebt egoistisch der Sonne entgegen und verzichtet dabei auf die Äste links und rechts. Brokkoli nennt man deswegen den Blick auf diese Landschaft mit den einzelnen Blätterkronen. Dadrunter verbirgt sich so ziemlich alles, was hochgiftig ist. Wir werden verdonnert nichts anzufassen, keine Früchte zu naschen und keineswegs den schmalen Weg zu verlassen.
Von dem Dach der Bäume geht es weiter hoch mit dem Bus auf ca. 800 mts, wo wir zu Mittag essen und das Schnabeltier im Teich suchen. Es ist ein fast ausgestorbenes eierlegendes Säugetier mit Entenschnabel und Biberschwanz. Zwölf Menschen stehen im Regen und schauen auf einen kleinen See. Die Ersten geben frustriert auf. Da ist es und da ist es schon wieder weg. Haben wir es gesehen? Ja, wir gehören zu den wenigen Glücklichen, aber die Kamera hat nur noch das Kräuseln auf der Seeoberfläche eingefangen. Es war ca. 30 cm groß und hat mich angelächelt…
Es geht durch den Regen zu unserer letzten Station dem Lake Eacham, einem vor ca. 10.000 Jahren erkalteten Vulkan-Krater. Baden ist angesagt. Ich döse im Bus vor mich hin und freue mich auf die willkommene Erfrischung.
Kurz bevor wir die Klamotten ablegen wird uns noch von der freundlichen Schnappschildkröte und dem ängstlichen Krokodil erzählt. Was nun, werde ich doch noch das Häppchen zum Nachmittag. Egal, ich tauche ein in dieses urzeitliche Türkis und lasse mich vom Ufer wegtreiben bis die Zeit abgelaufen ist und wir zum Bus zurück an Bord müssen.
Und Toska? Sie ist wenige Minuten vor mit wieder eingetroffen. Die Sonne hat doch zu viel von ihren Ohren und der einen Wange erwischt. Aber sie ist glücklich, der Tauchlehrer hat ihr eine extra Tour durch das Riff erteilt zwischen all den bunten Fischen, groß und klein. An der Wand neben ihrem Bett hängen nun die Polaroids wie Trophäen eines einzigartigen Erlebnisses.
Schon heißt es Leinen los auf nach Papua Neuguinea. Die Farewell Hymne ertönt, es gibt einen Drink und wir nehmen erneut „stilvoll“ Abschied von einem beeindruckenden Naturerlebnis.
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