„Marilena“ ist eine Verschmelzung von Maria-Magdalena, erzählt mir die neue Langzeit Praktikantin mit einem selbstbewussten strahlenden Lächeln. Seit zwei Tagen ist sie bei uns in der MILCHSTRASSE 11 und sie füllt den Raum, als wäre sie schon immer hier. Ihr Lebenslauf aus der Bewerbung ist mir mal wieder entfallen. Nur so viel, dass sie 21 ist, in Dresden Mode-Design studiert … 

Wir setzen uns zusammen draußen in die Sonne mit Blick auf das Palais von Jil Sander und Marilena erzählt. Sie wollte immer schon Mode studieren, schon als Mädchen hat sie für ihre Puppen geschneidert und als Kind konnte sie am besten abends einschlafen, wenn ihre Großmutter im Nebenzimmer an der Nähmaschine saß. „Das Rattern war ein so beruhigender Ton.“ – Mode ist ein weites Feld, hat sie denn schon konkrete Vorstellungen, frage ich nach. „Designerin“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. ‚Nein, sie hätte keine Angst vor dem Haifischbecken der Kreativen, „ich hab das noch nie romantisiert“. Ich schau sie mit ernsten Lächeln an: Designerin mit eigenen Label, schlaflose Nächte, endlos Druck, überall gleichzeitig sein, keine Wochenenden, die Freizeit wird in das Business eingebunden, Geld fehlt an allen Enden … – Sie lacht meine Sorgen weg, ohne dabei naiv zu sein. Blond sei sie, aber wenn jemand sie deswegen unterschätzt, ginge sie einfach rüber und stellt sich vor: Marilena, Kurzform von Maria-Magdalena. Erfrischend, solche jungen Frauen brauchen wir. – Also mit 28 Jahren ihr eigenes Mode-Label und ein Kind, spinnt sie weiter an ihren Zukunftsvisionen. Nur der Mann dazu würde fehlen, lacht sie hell auf, aber es ist ja auch noch ein bisschen Zeit.

Marilena

„Was hat sie an Roma e Toska begeistert, warum sie sich dafür beworben hat?“, möchte ich wissen. – „Ich finde das ganze Konzept so wunderbar. Es sprüht vor Lebensfreude. Und dann der Blog. Man nimmt Dir alles ab.“ Als sie sich vor ein paar Wochen persönlich vorstellen wollte, hatte ich nicht wirklich Zeit, pendelte zwischen Hamburg und Sylt und war nur für ein paar Stunden in der MILCHSTRASSE. Kurz entschlossen nahm Marilena den nächsten Zug aus Dresden und stand 16.00 Uhr in der Tür. Einfach cool!

Marilena

Wir sind fast fertig mit dem Gespräch, zwischendurch ist Jil Sander einmal mit einer Einkaufstüte vorbei gehuscht. Ob sie ähnlich unbedarft und überzeugt an ihre Karriere rangegangen ist? – „Ach, und gesund möchte sie bleiben“, fügt die neue Praktikantin hinzu. Ein ungewöhnlicher Satz für so ein junges Mädchen, deswegen frage ich nach. Sie hatte Lymphdrüsen-Krebs mit 14 Jahren, alle Haare sind ausgefallen, aber jetzt geht es ihr wieder gut. Nur muss sie jedes halb Jahr zur Nachuntersuchung und die Angst, dass es wieder ausbricht bleibt. Dabei lächelt sie, als würde sie mir tröstend sagen: mach Dir keine Sorgen. – Beeindruckt bin ich, tief beeindruckt. Sie wird ihren Weg machen.

Marilena