Es wird Zeit mal wieder ins Kino zu gehen: kuschelige Sessel, Rascheln der Nachbarn, Popcorn, Bier oder Cola und dann eintauchen in die Welt der großen Leinwand. So geschehen vor ein paar Tagen mit meiner Girls-Truppe. Der Film natürlich verpflichtend: „The Phantom Thread“ oder auf deutsch „Der Seidene Faden“. Der Plot: Ein Designer (Daniel Day-Lewis), der mit seiner Schwester (Lesley Manville) in den 1950er Jahren in London das „House of Woodcock“ führt, in dem sich die Damen der Gesellschaft einkleiden. Mein Urteil schon nach wenigen Minuten, Day-Lewis verkrampft und keine Ahnung von Mode – eine Fehlbesetzung – aber nominiert für den Oscar 2018 am 4. März. – Weiter in der Story: Um ein wenig auszuspannen (von was?) fährt er auf’s Land und begegnet der charmant ungelenken Kellnerin Anna, wunderschön gespielt von der unbekannten Vicky Krieps, keine Oscar Nominierung im Gegensatz zu der handwerklich guten etwas stereotypen Manville, die als Schwester des Designers für die besten Nebenrolle nominiert ist. Schade!

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Die Kellnerin wird seine Muse und verliebt sich in ihn, er bleibt ein Miststück. Kopfgesteuert kritzelt er beim Frühstück in sein Buch – welcher Designer macht denn so einen Mist. Sie lernt geräuschlos am Toast zu knabbern. Immerhin, als ich meinen adligen Mann kennenlernte, musste ich auch erstmal üben, richtig mit Messer und Gabel zu essen (kleine Randbemerkung: keine Oscar Nominierung oder später Oscar für das Lebenswerk). Dann bekommt Reynolds Woodcock einen Zusammenbruch nach seiner Show und muss von Anna gepflegt werden. Endlich zeigt sich das bedürftige Kind im Mann (geht jedem grippekranken Kerl in diesen Wochen so) und die Muse wird zur geliebten Pflegerin. Um diesen idealen Zustand regelmäßig herzustellen, mischt sie kleingehackte Giftpilze in sein Essen. Das Ende ist verworren, er liebt sie, weil sie ihn vergiftet, sie liebt ihn, weil er sie liebt … und wo bleibt die Mode? Ach ja, auch im Himmel werden weiße Wolkengewänder genäht. Trotzdem sehenswert, weil kurzweilig. Kamera und Licht ein Genuss, keine Oscar Nominierung.

The Phantom Thread, nominiert für sechs Oscars: Bester Film, bester Hauptdarsteller, beste Nebenrolle, beste Regie, beste Musik (kann mich nicht an Musik erinnern), bestes Kostüm (ach, ja, darum ging es irgendwie auch).