Alles begann mit einem Betrag von ARTE über „Die hängenden Gärten von Marqueyssac“ aus der Serie „Magischen Gärten“. Ich rief sofort Roma in Toulouse an: „Wieweit ist das von Dir entfernt?“ (Roma, 24, lebt in Toulouse und schreibt ihre Masterarbeit über den Philosophen William James) – Das war Anfang März, und nun bin ich mit ihr hier und wir tauchen ein in diese Wunderwelt aus Buchsbaum-Hecken, mit im Gepäck Teile aus der neuen Kollektion „Jean de La Fontaine“, dem großen französischen Fabelerzähler mit Illustrationen inspiriert von Marc Chagall.

Roma Toulouse

Eine Freundin leihte Roma ihr etwas schäbbiges kleines Auto und wir fuhren von Toulouse durch die Haut-Garonne, das Department Tar und weiter in die Dordogne, wo das Schloss Maqueyssac aus dem späten 18 Jahrhundert 130 Meter hoch oben auf Kalksteinfelsen ruht. Ende des 19. Jahrhunderts hatte es Julien de Cerval geerbt und den Garten mit über 150.000 Buchsbäumen anlegen lassen. Eine späte Erinnerung an die Romantik und typisch für die Zeit von Napoleon III mit seinen überschatteten verschlungenen Wegen. Der jetzige Besitzer liebte Marqueyssac schon als kleiner Jungen, und zu Reichtum gelangt, kaufte er 1997 den mittlerweile verwilderten Garten samt Schloss, um ihn zu einem „Jardin remarquable“  (bemerkenswerten Garten) zu machen, wie es in der Auszeichnung des französischen Ministeriums für Kultur 2004 hieß.

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Gleich zu Beginn unseres Spaziergangs müssen wir uns erst einmal die Aussicht zu genießen. Diese Ruhe, es sind nur wenige Besucher hier, man riecht überall den warmen Duft der Buchsbäume, und es fühlt sich an, als würden wir über der Landschaft des Périgord schweben, dem blauen Himmel ein wenig näher als sonst. Roma schickt noch letzte sms nach Toulouse und dann schlüpft sie in die mitgebrachten Outfits.

Marqueyssac

Foto: Roma trägt ihren Lieblingsrock aus gewebtem Netztüll, dazu die Chagall Bluse, lilafarbene Webpelz-Weste und die Vintage Ohrringe von Yves Saint Laurent aus der Sammlung der legendären Angelica Blechschmidt, ehemaliger Chefredakteurin der Vogue Deutschland. An den Füßen trägt sie die neuen Ballerina von Taglia Scarpe, weiß mit schwarzem Fell.

Taglia Scarpe

Wohin das Auge blickt finden sich komponierte Bilder in der Natur, von scheinbarer Zufälligkeit auf kargen Steinboden, poetisch wie abstrakte Malerei.

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Was für ein Paradies für unser Fotoshooting. Jede Ecke birgt wieder neue Überraschungen. Das Motiv der Bluse mit den energischen grau-schwarzen Zeichnungen Chagalls fügt sich in die Schattierungen des Kalksteins ein, genauso wie der grüne Mohair-Rock und der bordeauxfarbene Mantel vor dem Wasserfall. Meine Mode wird mit der Natur neu interpretiert.

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Am Ende der Buchsbaum-Allee befindet sich die kleine Kapelle. Roma trägt den  lilafarbenen Faltenrock, ein Klassiker von Roma e Toska, diesmal nur in der neuen Trendfarbe. Die Sonne steht noch hoch und wärmt, obwohl es schon am fortgeschrittenen Nachmittag ist.

Marqueyssac

Wir machen einen kleinen Abstecher zur Allée des Rosmarins und wieder die Stufen hoch in das nächste baumbeschnittene Labyrinth. Roma trägt das große Chagall Seidentuch im Haar mit einer Schleife, die nur sie so unnachahmlich knoten kann.

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Die Zeit rennt, der Riemen der Tasche mit all den schönen Kollektionsteilen brennt auf der Schulter. Wir verweilen ein wenig auf den Bänken und genießen immer wieder die faszinierende Aussicht. Um 18.00 Uhr schließt der Park und wir wollen auf jeden Fall noch einmal das Belvedere sehen, die Plattform, die freischwebend über dem Tal mit der Dordogne hängt.

Marqueyssac

Foto: Roma trägt den neuen Trench-Coat in lila mit Chagall Motiv am Unterkragen und den großen Knöpfen aus gebranntem und gebleichtem Horn.

Vorbei an den tanzenden Chaos-Quadern eilen wir zum Ausgang, um irgendwo unten im Tal eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Wir kommen morgen wieder, denn wir möchten noch einmal ohne die Hektik des Fotoshootings die Stille ganz für uns genießen.

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Wir fahren runter ins nächste Dorf, aber dort hat bis auf den Schlachter alles geschlossen und der Besitzer des Chambre d’Hortes meldet sich nicht. Weiter geht’s entlang der Dordogne, keine 5 Kilometer und wir finden ein Zimmer für die Nacht im Schloss-Hotel von Beynac, € 55,00, sauber und herrlich schlicht. Dazu gibt es ein paar Meter weiter köstliche Pilzsuppe und Gans, für die die Dordogne berühmt sind. Wir plaudern, trinken Rotwein, sind müde und freuen uns auf morgen.

BeynacBeynac