Es fällt mir mittlerweile schwer, mein Logbuch auf eine Seite, sprich auf einen Blogbeitrag zu beschränken. Es gibt einfach zu viele Eindrücke und zu vieles, das einer ausführlicheren Erwähnung bedarf, als nur ein paar gehuschte Zeilen. Wen es langweilt, der überspringt, für die anderen ist es immer noch Samstag, Tag 5, und die schöne EUROPA liegt im Sydney Harbour direkt gegenüber dem Opera House. Nicht nur der Kapitän, auch ich könnte vor Stolz platzen, würde es am liebsten allen Passanten in den Straßen erzählen: Schaut mal, das ist unser 5-Sterne-Hotel da drüben …
Die Sonne brennt, als wir gegen 11.00 Uhr morgens von Bord gehen. Sonnen-Creme 50, dadrunter braucht man gar nicht erst anzufangen. Meine größte Sorge gilt der Nase, damit sie nicht unter der Brille als roter Zinken rausleuchtet. Ein Hut muss her, den man hier für kleines Geld nicht nur in dem hübschen Stadtteil The Rocks gleich direkt am Hafen bekommt, sondern überall in der Stadt.
Wir schlendern entlang des ältesten erhaltenen Hauses von Sydney, dem Cadmans Cottage von 1815. Wahrscheinlich erbaut von dem berühmten Architekten Francis Greenway, auch ein ehemaligen Sträfling aus London, der wegen Bankbetrugs zum Tode verurteilt wurde, dann abgeschoben in die neue Kolonie und später avanciert zum bedeutendsten Städtebauer Sydneys. Ironie des Schicksals, er zierte von 1966 – 1993 die australisches 10$ Note bis man sich seiner zwielichtigen Vergangenheit erinnerte.
Wir sind auf eigene Faust unterwegs. Toska möchte gern ins Sealife Museum, ich bin ganz auf den Spuren von James Cook (1728 – 1779), und wir haben Glück, sein nachgebautes Schiff, die Endeavor liegt im Darling Harbour und wir dürfen sie besichtigen.
Insgesamt unternahm Cook drei Südseereisen. Die erste 1768 – 1771 unterlag der offiziellen Mission die Entfernung der Erde von der Sonne zu messen, anhand der Venusdurchreise, die am 3. Juni 1769 auf Tahiti zu beobachten war. Dafür sollte Cook den Astronomen Charles Green mit seinen Instrumenten in die Südsee bringen.
Als geheimen Auftrag galt es jedoch, den Ozean südlich des 40. Breitengrades zu erforschen. Auf eigene Kosten kam auch der junge Naturforscher Joseph Banks mit an Bord. Es wurde eine erfolgreiche Mission. Ende August 1770 fuhr die Endeavor an die Küste von „New South Wales“, wie sie es nannten.
Wir gehen unter Deck und können es nicht fassen. Was für eine Enge, dazu noch im vorderen Teil der riesige Kochtopf für die Mannschaft. Geschlafen wurde in Hängematten, meist über den Tischen aufgehängt. Ein Großteil des Raumes ist so niedrig, dass wir stark gebückt gehen müssen. Und selbst die Kajüten von Cook, Green und Banks sind so klaustophobisch eng, dass es kaum vorstellbar ist, dort drin über drei Jahre zu leben. Addieren wir 70 Matrosen, 24 Passagiere, eine Ziege, Hühner, würde mich nicht wundern, wenn auch noch ein-zwei Schweine dazwischen gewesen sind. Wie muss dieser Mensch-Tier-Cocktail gestunken haben!
Wir holen tief Luft, als wir wieder an Land stehen und können von nun ab solche Expeditionen ganz anders bewerten. Schön zu sehen in „Master & Commander“, einem meiner Lieblingsfilme mit Russel Crowe, aber ansonsten ohne mich. Wir haben Hunger und bei Toska schaukelt alles, seekrank an Land. Verlassen wir also das 18. Jahrhundert, um das Queen Victoria Bildung zu besuchen, einem kleinen Harrods, gebaut 1881. Im Inneren erinnert es mich sehr an GUM in Moskau, alles nur viel kleiner.
In der Mitte die große Uhr mit den Szenen aus der Kolonialzeit und der Endeavor, die einmal in der Minute die Kuppel umrundet. Wir essen unser Sandwich und Toska versucht das Schaukel auszublenden.
Zurück an Bord, wir sind fertig, die Sonne, der Jetlag, die Eindrücke … Keine Ahnung, bleierne Müdigkeit hat uns gepackt und wie wir später beim Abendessen erfahren, ging es so mach anderen ebenso. Es reicht für heute, dass wir die Oper von Sydney von Bord aus sehen. Schön ist sie, spektakulär im Licht des Abends. Morgen mehr davon … oder heute, ich komme schon ganz durcheinander.
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