Soeben wache ich auf, es ist noch dunkel und sehr früh, kurz vor 3.00 Uhr. Das Schiff schaukelt sanft in der Dünung, der Lotse geht wohl gerade an Bord, um uns in die lange Mündung hinein nach Brisbane zu führen. Noch eine Mütze Schlaf, um gleich, zwei Stunden später, im Bordtagebuch über ein Ereignis zu schreiben, bevor es chronologisch weitergeht: das Opera House von Sydney. Dieses grandiose Gebäude mit seiner kühnen Silhouette gehört für mich zu den bedeutendsten Architekturen der Welt.
Die internationale Ausschreibung für ein Opernhaus am Bennelong Point, wo die Aborigines früher ihre Zeremonien und Versammlungen abgehalten haben, gewann der Däne Jörn Utzon. Glücklicherweise hatte kurz zuvor der renommierte Architekt Ero Saarinnen die Juryleitung übernommen, sonst hätte der Entwurf, der gegen jegliche Spielregeln und Sehgewohnten verstieß, wohl niemals den Zuschlag erhalten.
Große Flügel oder Segel bauschen sich scheinbar schwerelos über ein vollkommen unabhängiges inneres Konstrukt. Eine Meisterleistung der Statik mit gebogenen Beton-Strebungen, die einer gotischen Kathedralen gleich kommen. Die Innenhülle besteht im Kontrast dazu aus Eukalyptus Hölzern. Die kleinen, endlos aneinander gereihten Keramik-Ziegeln an der Außenverkleidung reflektieren das Licht in immer wieder anderen Farbschattierungen.
1957 wurde mit dem gigantischen Bauvorhaben begonnen. Veranschlagt wurden 7 Millionen Baukosten, eine lächerliche Summe, die um das beinahe 15-fache überstiegen wurde und im Verlauf der Arbeiten zum Zerwürfnis zwischen Architekt und Bauherren führte. Australische Architekten übernahmen in den 1960er Jahren Utzons Arbeit und der Däne wird den fertigen Bau niemals (!) sehen, obwohl er 2003 dafür die höchste Auszeichnung in der Architektur erhielt. Die Eröffnung erfolgte ohne ihn 1973 durch Queen Elisabeth II.
Eine Stunde lang lassen wir uns durch das Innere führen. Welche Faszination bietet der große Konzertsaal. Fotos sind hier nicht erlaubt. Setzt man sich auf einen der 2.688 Plätze, so meint man im Raum zu schweben, erhaben inmitten von Musik und Darbietung. – Wir sind glücklich, dass wir diese sonntägliche Führung gemacht haben, denn so komplettiert sich das Bild von einem Bauwerk, das seit 2007 auf der Liste des Weltkulturerbes steht.
Aus unverspiegelten Fensterscheiben überblicken wir den Sydney Harbour. Es ist Zeit an Bord zu gehen und den Wahrzeichen der Stadt ein letztes Mal zuzuwinken. Wann werden wir wohl wiederkommen? Die Schiffsband spielt ein Farewell auf dem Lido-Deck, es werden Seafood und Cocktails serviert. Toska nennt es „stillvoll Abschiednehmen“. So ist es wohl.
Der Lotse verlässt das Schiff, wir sind wieder auf offener See Richtung Brisbane und einer neuen Zeitzone -1, die untergehende Sonne nach achtern raus und mit uns all die schönen neuen Eindrücke. Solch eine Stimmung erlaubt auch ein Sonnenuntergangs-Foto, und der Blick auf das Meer erinnert an unsere Waterscape Tücher. Toska trägt übrigens die neue weiße „Kimono“ Bluse mit weitem Ärmel, kleinem Kragen und zwei Taschen (€ 298).
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