Mit einem T-Shirt ein Statement abgeben, wie ich das immer geliebt habe, und schon lange, bevor mein Mode-Business begann, lief ich mit einem weißen Top herum, auf dem stand – bis heute aktuell: „Überleben ohne Marketing“ oder auf dem anderen in roten Lettern:“Heldin im Chaos“. Heute tragen meine Töchter die Shirts von früher und fühlen sich damit sehr Berlin-angepasst. Irgendwie lag es wieder in der Luft, sich im High-Fashion Bereich dieser plakativen Kommentare zu bedienen, unsere plötzliche Politisierung forderte es ein. Women’s March in Washington und Warschau, Brexit Proteste … dazu gehört nicht nur das Plakat, sondern auch die eigene Klamotte als Protestfläche.
Das T-Shirt erlebt ein Revival und die neue Kreativ-Chefin von Dior, Maria Grazia Chiuri, setzte den Bäng in die Couture-Welt: „We should all be Feminists“ Shirts liefen kombiniert mit langen Seidenröcken über den Laufsteg. Kostenpunkt € 500,00. Europaweit ausverkauft! Es gab Applaus und es gab heftige Chichi Kritik. Was sind das für Frauen, die sich diese Shirts für diesen Preis kaufen? Passt zu ihnen so eine Aussage? Stehen Preis und Produkt überhaupt noch in einer Beziehung?
Das erste vermag ich nicht zu beurteilen, das letzte schon eher. Zu Beginn des Jahres rief ich in der Schanze, Hamburgs Szene-Alternativ-Viertel an und telefonierte mit der Frau, die beinahe 25 Jahre lang diese Statement Shirts in Handarbeit herstellt (auch meine von damals): ‚Wollt Ihr mit uns kooperieren?‘, meine Frage, High-Fashion und Grunge, Schampus und Bier, Alster und Schanze, ein Mix, den schon Vivienne Westwood perfekt inszenierte. Ehrlich, authentisch!
Mit dem Fahrrad fuhr ich kurz rüber und tauchte ein in deren Welt: „Liebe will riskiert werden“, „Die Regeln lernen um sie zu brechen“, „Ich bin die Frage, die Du meidest“, „Fokus auf Innen“, „Die Tragik und Schönheit des Lebens umfassen“, „Ego/Echo“ …
Eine erste Auswahl hängt in der MILCHSTRASSE 11 und Pöseldorf’s Damen sind begeistert, stellt sich doch heraus, dass in allen der Wunsch nach einem Statement steckt, ob puritisch getragen, mit Fellkragen, unter dem Doppelreiher Blazer oder mit Tütü-Rock. Statement-Shirts € 49,00.
Roma e Toska, MILCHSTRASSE 11 in Hamburg und für Kampen/Sylt: „Das Schiff liegt sicher im Hafen, doch nicht dazu wurde es gebaut“.
PS: Es war die Londonerin Katherine Hamnett, die 1983 mit ihren Slogan- oder Messages-Shirts als erste Furore machte. Meine Münchner Avantgarde-Freundin Margret trug sie als eine der ersten mit Commes des Garçons Teilen, während ich in meinen Shirts und Jil Sander Hose das Schanzen-Bier trank.
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