Zeit ist relativ, diese banale wie ebenso komplexe Aussage bekommt für uns schlichteren Gemüter mindestens zweimal im Jahr eine besondere Relevanz, wenn von Winter- auf Sommerzeit und, wie heute Nacht, von Sommer- auf Winterzeit umgestellt wird. Ein Vorgang der die höhere Mathematik verlangt; ist es nun eine Stunde weniger oder gar mehr? Für morgen addiert sich eine Stunde, wir stellen zurück! Anderslautende Erklärungen nehme ich zur Kenntnis, sie sind aber falsch!

Die EU Kommission hatte vorgeschlagen, diesen Unsinn mit Ende 2019 abzuschaffen, aber man hatte sich mal wieder nicht einigen können. Es bleibt bei 7 Zeitzonen von den Azoren bis nach Moskau, Osteuropa ohne Sommerzeit und Westeuropa mit Sommerzeit.

Glaube ich meiner Tochter Roma (26), so bin ich ein durch und durch verspießtes Gewohnheitstier. Ich stehe zur gleichen Zeit auf (5:30 Uhr), werfe einen Blick Richtung Sternenhimmel, brühe den Kaffee, setze mich an den Schreibtisch und kuschele mich in meine Decke ein. Los geht’s in den Tag.

Um 8:00 Uhr gehe ich an den Strand. Dort treffe ich ca. (eine kleine Variable) 8:15 Uhr ein, springe 8:17 Uhr ins Meer, schwimme bei mittlerweile 11°C Wassertemperatur 8:22 Uhr wieder zurück ans Land. 9:15 Uhr Frühstück, 11:00 Uhr öffne ich den Laden … Wollte man ein Attentat auf mich planen (so Roma in ihrer exzentrischen Phantasie), wüsste man, an welchem Busch ich um welche Uhrzeit vorbei komme. Bang!

Und nun kommt diese verdammte Zeitumstellung ins Spiel. Ich könnte sie ignorieren und im gleichen Rhythmus bleiben, dann wäre ich allerdings aus der Zeit gefallen. Nichts würde mehr passen, ich müsste allein mein Camping-Brötchen essen und das Geschäft wäre schon um 10:00 Uhr geöffnet. Schlechte Option.

Bleibt nichts anderes übrig, als sich anzupassen, sich dem Genuss hinzugeben, noch ein Weilchen im Bett zu bleiben. Alles wehrt sich in mir dagegen, aber ich muss mich notgedrungen dem divergierenden europäischen Willen anpassen. Und was mache ich abends, wenn ich eine Stunde lang meine Kreise am Watt entlang ziehe? Dann wird es dunkel sein und das zarte Licht des Herbstes gehört der saisonalen Vergangenheit an. Schade. Allerdings lockt da ein Yves-Klein-Abendhimmel mit einem vorgezogenen Drink, der wieder in die neue alte Zeit passt.

Morgen treffen wir uns in der POOLSTRASSE 12 zur Winterzeit! Bitte alle daran denken, denn in diesem Fall gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.