Roma ist noch einmal auf dem Titelfoto, aufgenommen gestern am späten Nachmittag, als sie uns aus dem Leben von Hannah Arendt erzählte und deren Definition von der „Banalität des Bösen“ erklärte sowie der Pflicht zum zivilen Ungehorsam. Gebannt saßen wir um sie herum, um zu erfahren, dass schon die Mutter Hannah Arendt aufforderte, Ungerechtigkeit nicht einfach hinzunehmen und Diskriminierung nicht herunterzuschlucken. Früh sah die junge Philosophie Studentin voraus, dass die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernehmen würden. Ihre Verachtung galt dem tatenlosen Zusehen der geistigen Elite.

Roma

Arendt engagierte sich als Untergrund-Informatin, wurde inhaftiert und konnte 1933 mit Hilfe von Freunde nach Paris fliehen. 1937 wurde ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, 1941 gelang ihr in letzter Minute die Flucht zusammen mit ihrem zweiten Ehemann und ihrer Mutter über Lissabon nach Amerika, wo sie 1951 die Staatsbürgerschaft erhielt. Als Journalistin für The New Yorker nahm sie 1961 am Eichmann Prozesses in Jerusalem teil.

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Wie alle anderen Gäste lauschte ich konzentriert, als es darum ging, wer böse ist: Es ist der, der die Optionen sieht, sich aber für das Nichtstun entscheidet sowie jener, der einem Unrechtssystem dient, ohne es zu hinterfragen, also das perfekt funktionierende Rädchen im Getrieben.

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Es ist der Beamte, der die Todeslisten im KZ führt und sich keiner (Mit-) Schuld bewusst ist. Es ist Eichmann, der ‚Hanswurst‘, wie ihn Hannah Arendt nannte, der aussagt, dass er eigentlich nichts gegen Juden hat. Der Feigling und der Mitläufer, wobei sich an letzterem die „Banalität des Bösen“ am deutlichsten zeigt. Das müssen wir Zuhörer erst einmal verdauen.

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Hieraus entwickelt Hannah Arendt ihre Pflicht zum zivilen Ungehorsam, Roma’s drittem Kapitel ihres Vortrages. Wir müssen uns zu jedem Zeitpunkt eine eigene Meinung bilden, niemals gedankenlos folgen. Wenn wir einem Unrecht oder gar Unrechtssystem begegnen, dann können wir uns ihm entziehen, d.h. nicht mitmachen, in die „innere Emigration“ gehen, wie man es im Nationalsozialismus nannte, oder wir sind aufgefordert, aktiv Widerstand zu leisten …. Es wird nicht bewertet, in welchem Maße wir uns engagieren, es wird nur bewertet, dass wir agieren und unseren zivilen Ungehorsam zeigen, im Kleinen wie im Großen.

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Dieser Vortrag über Hannah Arendt wird uns alle noch lange beschäftigen, reicht er doch tief in unseren Alltag hinein und das Thema hat nichts von seiner Aktualität verloren. Unsere Welt braucht mehr denn je den kritisch Denkenden, der nicht einfach hinnimmt, sondern aufsteht, um etwas zu verändern.