Happy Birthday, Römchen! Dieser Post gehört meiner Tochter, dem Mädchen mit den 1001 Fragen, ihrem unangepassten Denken und ihrem unermüdlichen Drang, uns anderen die Welt zu erklären. Es war ein ähnlich heißer Sommer vor 24 Jahren. Hochschwanger lief ich nur in feuchten Laken in unserem Loft unter dem Dach herum. Mehr als 20 Kilo hatte ich zugenommen und fühlte mich dabei wahnsinnig hübsch.

Roma

Heraus kam ein komisch-witziges gut gelauntes 3,1 kg Wesen mit Gurkenkopf. Überwältigend, auch wenn sie sich mal eindeutiger hätte entscheiden können, ob sie nun raus will oder noch drinnen bleiben. Es wären mir ein paar Stunden warten auf ein Wunderwesen erspart geblieben. Wir nannten sie „Roma“, weil ich mir „Venice“ während der Schwangerschaft nicht merken konnte. Gut so!

Roma

Mami, warum ist das so? Warum, warum, warum? … Schon mit dem Aufwachen bis hin zum Einschlafen war Roma das Mädchen „W’rum“, wie sie einige nannten. Aber, „wer nicht fragt, bleibt dumm“ … heißt es doch in dem Schüttelreim. Und dumm ist sie wahrlich nicht, obwohl uns jedes Jahr auf’s Neue die Klassenlehrer nahelegten, das Kind doch auf eine andere Schule zu bringen oder wenigstens das Jahr wiederholen zu lassen. Vielleicht, weil sie keine Antworten auf die Fragen hatten … Wir protestierten und schließlich schaffte Roma das Einser-Abi. (Nur so zum Trost für alle anderen Mütter, die über ihre Kinder verzweifeln.)

RomaRoma

Mit fünf Jahren erklärte sie mir die Grundsätze von Freundschaft und Liebe, mit 14 managte sie die Kuwaiti-Friends, mit 17 erzählte sie auf dem steilen Wanderweg am Comer See aus dem Leben von Charles de Gaulle … Meine Sylter Freundinnen erinnern sich noch an Abende im Grande Plage und die Hamburger an Leibnitz und Voltaire, Roma’s Vortrag über die „Beste aller Welten“.

Roma

Nun ist sie in Toulouse und beantragt zusätzlich die französische Staatsbürgerschaft. Ihren Geburtstag feiert sie mit einer bunten multi-kulti Truppe aus Philosophen, Geologen, Querdenkern und Lebenskünstlern. Schade, ich kennen sie alle nicht. Es wird Zeit, dass ich sie besuche die geliebte, vermisste Tochter, die gerade 24 geworden ist. Die Zeit rast grausam und gemein schnell vorbei.

Yves Saint Laurent Roma