Wie sollte nun die Überschrift lauten? „Bridget back home!“ oder „Paris was wonderful!“? – Die ersten Fragen, die ich heute morgen per SMS und e-mail bekomme: Bist Du wieder zurück? Ja, bin ich – und – Paris war wundervoll, trotz gestrigen Dauerregens, der die Schuhe aufweichte und die Haare verkiselte. Zwei Museen standen auf dem Plan: das neue Yves Saint Laurent Museum in seinem Haus und Atelier in der Rue de Marceau sowie die Fundation Louis Vuitton. Für beides unbedingt vorher die Tickets online buchen.
Entweder bin ich zu nah am Wasser gebaut oder es ist die Nähe, die ich über all die Monate zu dem großen Designer aufgebaut habe, aber wenn ich die Stimme von Yves Saint Laurent höre, wenn er sich von den Freunden und dem „fontômes esthétiques“* verabschiedet, kommen mir jedes Mal die Tränen, das war schon in Marrakech so. Auch hier ein bewegender Besuch in seinem Atelier, das viel kleiner ist als gedacht. Das war also die Schaltstelle für die faszinierenden Kollektionen. Überall auf den Tischen liegen noch wie Jahrzehnte zuvor die Accessessoires und Zutaten, Kästen mit Knöpfen, Broschen, Ketten, Handschuhen und Bordüren … In den riesigen Spiegel schaute er, um die Entwürfe an den Models zu überprüfen. Für mich ist das alles Paris pur!
Wieder auf der Straße sprechen Toska und ich nur noch von dem großen Couturier, seinen Entwürfen, die Kraft der Mode und ihre Nähe zur Kunst. Rein in die Metro Linie 1 bis Station Sablons, um dann noch 10 min zu Fuss zur Fundation Louis Vuitton zu gehen: „Etre Moderne – Le MOMA à Paris“ – heißt die große Schau dort (noch bis Anfang März).
Gezeigt werden die „Weltmeister“ der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts bis heute. Ich erinnere mich an das Buch „How Paris stole the idea of modern Art“ von Serge Gilbaut. Es verschlägt mir den Atem, denn das meiste habe ich in New York 1984/85 gesehen und es hat sich unvergesslich in meine Erinnerung eingebrannt. Picasso, Brancusi, Marcel Duchamp, Jackson Pollock, Mark Rothko, Warhol … – Titel-Bild s.o.: Toska und ich vor dem Projektor von Nam June Paik.
Faszinierend die Hängung und die Nebeneinanderstellung von Werken und künstlerischen Statements: Der Mickey Mouse Film „Steamboat Willy“ von 1928 (!)) in einer Blickachse mit dem Fahrrad Objekt von Duchamp, Die Collage von Schwitters neben dem weißen Quadrat von Malewitsch, Alexander Calder und Piet Mondrian …
Es ist lange her, dass ich so aufgeregt zwischen Bildern und Skulpturen hin und her gewandert bin. Was und wie wir es sehen ist groß, es ist erhebend … jedes einzelne Teil, jeder Raum, jede Etage – ein Schnellgang durch die Kunstgeschichte des 20.Jahrhunderts. Wir sind erfüllt und erledigt zugleich, als wir nach zwei Stunden wieder auf der Straße stehen. Wie schön, dass wir beide Museen gesehen haben, schlafen können wir im Flieger und zuhause.
*Tout home est obligé, pour vivre, pour survivre, d’avoir, comme dit Nietzsche, des fantômes esthétiques“, Yves Saint Laurent
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