Der zweite Abend in Paris zur Premier Vision Stoffmesse gehört normalerweise den Freunden in Neuilly. Ein kleines Stadtpalais, sie Polin und Schriftstellerin, er aus altem Bretonischen Adel, wir essen in der Küche im Souterrain und ich jongliere mich durch’s Schulfranzösisch – hat was, klappte diesmal aber nicht, da sie verreist waren. Also sappte ich mich durch die einschlägigen Hotelseiten und Empfehlungen für die schrägsten Boutique-Hotels und trendigen Absteigen: THE WHISTLER, gleich neben dem Gare du Nord, „Reisen“ als Hotelkonzept. Habe ich kurzerhand gebucht, da auch noch ein Tagespreis-Schnäppchen. (www.whistlerparis.com)
Jedes Zimmer ist wie ein elegantes Schlafwagen-Abteil gestaltet. (Wir reisen durch die Nacht „Paris – München“.) Das Entrée empfängt uns mit einem deckenhohen Regal mit Koffern, die Rezeption ist wie ein alter Ticket-Schalter gestaltet. Das Frühstück köstlich.
Alles ist originell, cosy und liebevoll geführt. Allerdings ist das Hotel nichts für zarte Schlafnaturen, sondern eher etwas für Schwerhörige, für Vertreter von XXL Ohrstöpseln oder so komatisch Nachtruhenden wie uns Messe-Freaks, denn trotz romantischem Blick auf die Dächer von Paris und den Gare du Nord ist die Geräuschkulisse doch sportlich mit Permanent-Gehupe, Polizei-Sirenen, irgendwelchen Pennern, die lauthals vor der Polizei warnen, und hellem rhythmischen Bus-Geklingel..
Das Viertel lässt uns allerdings Paris mal ganz anders entdecken, nicht das elegante Residenz-Neuilly, sondern hardcore multi-kulti. Aus der Ferne schickt der Ehemann die Insider-Gourmet-Tipps. Nomen est Omen: Natürlich in der Rue Saint-Laurent gleich Rechts-rechts abgebogen vom Gare du l’Est. Ein Mini-Restaurant mit lächelndem Wirt und einem grandiosem Canard à l’Orange (La Vigne Saint Laurent). Beim zweiten Glas Wein wache ich wieder auf, kleine Müdigkeitsattacke nach 10 Stunden Messe. Und dann erzählen wir uns von der Mode und der Zukunft, Mutter und Tochter irgendwo in einer dunklen Seitengasse in Paris … A demain!
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