Meine liebe Christiane von Korff, Kulturjournalistin, vernetzt mit der ganzen Welt, befreundet mit mindestens der Hälfte davon, ist mal wieder on Tour. Es geht nach New York mit einem Abstecher nach Lakesville, Connecticut. Gedanklich schon über den großen Teich, skizzierte sie in Eile auf englisch die Reise:
Damit nicht genug, geht es weiter …
Wenige Tage zuvor hatte sie sich noch bei uns eingekleidet. Wir quatschen, lachen, trinken einen Crémant und versuchen, uns bei der Anprobe den ereignisreichen Sommer zu erzählen. Sie wählte für die Reise Stretch Blazer, Kostüm, Neckholder Blusen, denn es ist noch warm in New York … dazu die Sandalen von Taglia Scarpe für die vielfältigen Events, die anstehen.
Nun habe ich ihren ersten Bericht erhalten und wieder sehe ich sie 24 Stunden am Wirbeln. Wann sie wohl schläft? Das muss ich sie unbedingt fragen, wenn sie wieder zurück ist …
Christiane von Korff: Francis Picabias Satz, „unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“, kommt mir in den Sinn, als ich auf der Dachterrasse einen Luftsprung mache. Back in New York! Die Stadt, die nie schläft, raubt auch mir den Schlaf. Soviel zu sehen und zu erleben. Kurz zur Ruhe komme ich bei der Betrachtung von Picassos Drei Badenden Frauen im Guggenheim Museum, doch bald donnere ich in der Subway mit dem Expresszug number 6 von Uptown in Richtung Downtown. Die High Line ist mein Ziel. Eine Güterzugtrasse, inzwischen stillgelegt und umgebaut zu einer Parkanlage, die mich auf dem Hochbahn-Viadukt über zweieinhalb Kilometer durch das Häusermeer von Chelsea bis zur 34sten Straße West führt.
Am Grand Central steige ich den Zug nach Wassaic, wo ich abgeholt werde, um weiter in die Berkshires nach Connecticut zu fahren. Im Litchfield County haben viele New Yorker ihren zweiten Wohnsitz, Sommerhäuser, manche erinnern an majestätische „Mansions“. Nicht nur Schriftsteller wie Georges Simenon oder Edith Wharton, die Klassikerin der amerikanischen Literatur, oder Philipp Roth haben diese idyllischen Seen- und Berglandschaft geschätzt. Sondern auch Künstler wie Jasper Johns oder Don Gummer lassen sich hier inspirieren. Der Bildhauer ist mit Meryl Streep verheiratet.
Der Hollywoodstar, weiß meine Gastgeberin Mary Elisabeth zu berichten, schätzt, dass die Menschen hier völlig „low key“ sind – träfe sie die Schauspielerin im Supermarkt in Lakeville, spräche sie selbstverständlich niemand an, es sei denn, „sie steht zufällig neben mir in der Gemüseabteilung und fragt mich, wo die Kartoffeln der lokalen Bauernhöfe zu finden seien.“
Nicht nur die Landschaft ist hinreißend, neben sportlichen Aktivitäten wie Wandern, Kanufahren oder einem spätsommerlichen Schwimmen im Lake Waramaug, kann ich hier auch Konzerte auf Weltklasseniveau besuche. „Magic Mountain“ – Nomen est Omen – heißt das Musikfestival für dessen Programm Intendant Oskar Espina Ruiz verantwortlich zeichnet. Der Spanier, geboren in Bilbao, hat in New York studiert, seine Soli als Klarinettist haben Musikkritiker als „meisterhaft“ bezeichnet, da er mit seinen „hochexpressiven Tönen unsere Seele berührt“.
Meine Seele berührt auch Christine Geverts Orgelspiel in der Trinity Church. Die preisgekrönte Organistin hat die Liebe nach Lakeville geführt. Am Abend, bei einem Get-together im Haus der Familie ihres Mannes mit Blick auf die Berkshire Mountains, erzählt sie mir, dass sie in Hamburg geboren und als junges Mädchen mit ihren Eltern nach Santiago de Chile gezogen sei. Sie kehrte in die Hansestadt zurück, um an der renommierten Hochschule für Musik und Theater zu studieren … in der Milchstrasse, direkt gegenüber von Roma e Toska! Wie klein ist doch die weite Welt, denke ich, während ich Christine Gevert lausche.…
Schreibe einen Kommentar