Es ist früh am Morgen, erst stockdunkel, dann kommen langsam helle Schlieren am Himmel. Die Landschaft fliegt vorbei, Regen, Sonne, düster, hell. Der Zug scheint allein für mich zu fahren, denn außer der Schaffnerin ist keiner zu sehen. 5:52 Uhr Abfahrt Westerland, für die meisten eh viel zu früh. Ich hülle mich in mein Cashmere Plaid und und schalte das Kopf-Kino ein, Film ab, my private Blockbuster.
Ich muss schmunzeln, die Szenerie dort draußen beflügelt meine Phantasie im Inneren. Dass mal wieder die Fensterscheiben nicht geputzt sind, trägt nur weiter zur wohl-gruseligen Atmosphäre bei. Und so spinne ich meine Geschichte, füge mich in Sätze und Erzählungen anderer und spinne daraus ein Netzwerk von filmischen Versatzstücken. Was für die einen als Qual erscheint: früh aufstehen, Ortswechsel, im Abteil dreieinhalb Stunden ausharren mit Maske im Gesicht … wird für mich zum fabulösen Hochgenuss.
Gleich muss ich allerdings unterbrechen, in wenigen Minuten erreiche ich Hamburg-Altona. Wie schade, der Film wurde gerade spannend. Morgen früh geht es weiter, in einem Zimmer mit Bett, dann abends wieder im Zug, wenn die Landschaft von hell auf dunkel wechselt.
Heute und morgen bin ich in der Poolstrasse 12 in Hamburg, im Tempel zwischen Kunst, Interieur und Fashion. Wer Lust hat, besucht mich dort mit spontaner Voranmeldung: 0172-4313905. Der Krimi muss nun 20 Stunden warten.
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