Keine schreibt wie Du und ich werde nicht aufhören, Dich zu bitten, anzuflehen und zu überreden, dass wir endlich ein gemeinsames Buch schreiben, so eines zum Totlachen, so eines, das den Morgen-Blues vertreibt, voller pointierter Wörter und vorsichtig tastender Witze, so kontrovers wie Du und ich. Soeben komme ich von einer Vernissage, bin entlang der Alster geradelt mit hochhackigen Schuhen und etwas zu viel Champagner im Blut, falle ins Bett und lese diese Zeilen, die ich unbedingt zum Besten geben muss. Tränen vor Lachen in den Augen, so fängt ein Fashion-Label an, wie die andere querdenkende Freundin erzählte: Zwei Frauen auf entgegengesetzten Rolltreppen erkennen, dass sie beide etwas von Roma e Toska tragen und winken sich zu … Nun aber Du:
„Liebe Birgit,
auf dem Weg von meinem geparkten Auto zum Friseur, – ich reise immer in die Vorstadt zur Friseurin meiner Kindheit. Die Preise sind stabil, sprich günstig, und nur dort lassen sie sich herab mir das selbst mitgebrachte Henna aufs Haupt zu massieren, in Köln ist dazu keiner bereit – also in diesem Dorf, wo Mittwoch Nachmittag die Geschäfte geschlossen sind, sehe ich einen großen Wagen mit Frankfurter Kennzeichen halb auf dem Bürgersteig, halb auf der Straße und darin eine blonde Frau mit dieser sehr auffälligen Keine-Ahnung-wo-all-diese-orangefarbenen Wege-hinführen-Bluse, um den Hals das passende kleine weiß-schwarze Ich-habe-auch-keine-Ahnung-irgendwo-werden-sie-schon-hinführen-Tüchlein. Beherzt klopfe ich an die Beifahrerscheibe, schrecke den blonden Haarschopf von seinem Handytum auf und frage: „Sind sie Birgits Freundin aus Frankfurt.“ Woraufhin sie antwortet: „Nein, Ja. Ich bin die Birgit, aber nur das Auto ist aus Frankfurt.“ Dann erklärt sie noch, dass sie in Bergisch-Gladbach wohnt und gerade die Pizzeria Papageno sucht, wo sie verabredet ist, aber leider keine Hausnummer hat. Meine Stippvisiten in diesem gottverlassenen Nest, beschränken sich auf meine Einreihung in die Ü-70-Frisierhaubenreihe der Immergleichen, die hier regelmäßig ihre Silberlöckchen nachzirbeln lassen. Ansonsten kenne ich noch den Bäcker und das wars, denn einen Buchladen gibt es nicht. Ich muss also passen, verweise statt dessen noch mal etwas offenkundiger auf die Bluse indem ich die Namen Deiner beiden Töchter ins Spiel bringe, und dann war etwas klarer, wen ich mit Birgit meinte. Du bist für sie wohl so etwas wie die Mutter aller Blusen, denn sie schlug gleich, nach dieser „wahrlich schicksalhaften Begegnung“, ein gemeinsames Blusen-Treffen vor. Woraufhin ich ihr meine Visitenkarte durchs Fenster zugesteckt und vorsorglich verschwiegen habe, dass ich mir die Bluse erst bei meiner Tochter ausleihen müsste, ist übrigens sehr schön und steht Hannah ausgezeichnet. Der um den Hals gewickelte und dort herzhaft hineinbeißende oder brüllende Eisbär, ist gestern schon ins Theater ausgeführt worden, kommt also mehr rum als ich.
Nun, dies waren viele Worte, aber eigentlich doch nur ein willkommener Anlass Dir mal wieder herzliche Grüße aus Köln und seinem atemberaubenden Umland mit seinen Rinnsteinabenteuern zuzuschicken.
Bonusmaterial für besonders Interessierte.
Passend zum Tag und Deiner Verwirrweg-Kollektion noch mein Lieblingswitz:
Ein Fremder in einer großen schottischen Stadt fragt einen Einheimischen nach dem Weg zum Bahnhof. Lange sinnierend gibt der Angesprochene schließlich die Auskunft: I wouldnt´t start from here.“
Gruß und Kuss,
steffi
Schluss
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