Wer dieses Foto von meinen Büchern neben dem Bett sieht, muss ja denken, die Frau ist bekloppt, intellektuell verwirrt oder hat fundamentale Schlafstörungen. Weit gefehlt, im Gegenteil, hier oben auf der Insel fallen mir die Augen schon kurz vor 22.00 Uhr zu, und wenn das Leben nächstens aus dem Roten Cliff (Nachtclub gegenüber) in unseren Vorgarten wandert, hört vielleicht noch der Hund etwas, ich schlafe den Tiefschlaf der Gerechten. „Verwirrt intellektuell“ trifft es auch nicht, aber ich stopfe im Moment mal wieder alles Mögliche in mein Hirn – eine typische Angewohnheit bevor es in die nächste Runde der Kollektion geht: Herbst-Winter 2018-19 – richtig, ein Jahr im voraus, denn wir Designer leben ja nicht im Jetzt sondern im modischen Morgen. Und was braucht die Welt im übernächsten Winter, das mehr ist als nur Klamotte? Also bin ich am Sammeln und laufe im Geiste zickzack wie in Hund, der eine Spur verfolgt: Sarah Bakewell und Montaigne, ihr neues Buch „Das Café der Existenzialisten“, liegt beides angefangen im Stapel auf deutsch und auf englisch (hatte mich kurz fremdsprachig überschätzt), Michael Kohlmeier über den Heiligen Anton (verwirrend, muss ich mal gesondert drüber schreiben), Hannah Arendt, Picasso und Françoise Gilot, die Vogue, ein Schnipsel aus dem Feuilleton der Süddeutschen… Außerdem bin ich auf den Spuren von Jean de La Fontaine, den großen Fabel-Erzähler, den jedes französisch sprachige Kind kennt. Dazu gesellen sich Dokumentationen über das revolutionäre Album der Beatles „Sergent Pepper’s Lonely Hart Club Band“ … (erschienen 1967!)
Scheint, als würde der Hund mehrere Spuren verfolgen. Nein, nein, ist schon ganz richtig, ohne einen offenen Trichter des Sammelsuriums am Beginn der Trend-Suche kommt am Ende nichts Schlüssiges verdichtet heraus. Wäre da noch „bekloppt“ – stimmt auch nicht, aber wenn man sich dieses Fashion Karussell anschaut, denn muss man schon ein wenig crazy sein, um immer drauf zu bleiben. Das Gemächlich-Beschauliche ist nicht mein Ding – schade, wirklich schade …
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