Der Sylter Sommer geht in den zweite Runde. Wie lange bin ich eigentlich schon hier auf der Insel? Ein Monat auf jeden Fall und es werden sich wohl noch ein paar Wochen mehr dazu addieren. Freunde kommen und gehen. Oben über dem Laden sieht es aus wie ein Bettenlager aus der Hippie Zeit, Toska ist noch da. In der kleinen Küche zaubert der Graf seine köstlichen abendlichen Mahlzeiten. Und hier unten im Geschäft bin ich wieder die alleinige Herrin über die Mode und … die Kunst. Letzteres ist ganz wichtig, denn sie macht den Laden zu einem besonderen Ort. Sie transformiert die Räume in eine geistvolle Privatheit. Ohne die Kunst, hätten wir kahle Wände mit Ware an der Stange.
Rechts oberhalb des Schreibtisches neben dem Fenster hängt ein kleines Aquarell von Ivo Hauptmann (1886 – 1973), „Uferstrasse bei Löschwitz bei Dresden“, um 1925. Darüber der Sonnenhut. Hinter mir das Waterscape Bild von Ulf Saupe, genauso wie zu meiner linken, ein wenig versteckt hinter dem Holzständer des alten Kapitänshauses.
Auf der Fensterbank, die meisten kennen es schon, die kleine Ménagerie der Tiere mit den Objets Trouvés von Klaus Dupont sowie Pferd und Esel von Paul Dresler, dem großen Keramiker der 1920er und 30er Jahre. Schaue ich quer durch den langgestreckten Raum, so fällt mein Blick auf die fünf „Res Navalis“, den Plastiktüten als Fotogramme mit den schrecklich-schönen „Lebewesen“ der Meere. Davor das große Sofa, das im Sommer eigentlich draußen stehen sollte, würden nicht immer die Schnapsleichen aus dem Dorfkrug und Roten Kliff in unserem Vorgarten liegen bleiben. Die Kissen, die Decken, davor eine Puppe im neuen Outfit …
Das Delfter Zimmer ist frisch eingerichtet, nachdem die Secondella Freundinnen die Insel wieder verlassen haben. Es atmet die Luftigkeit von alten Fliesen, aktueller Mode und – natürlich – der Kunst dazwischen.
Lässig, beinahe nachlässig sind die Bilder auf die Bank von George Nelson gestellt oder lehnen an der Wand daneben: Heini Linkshänder, die Zeichnung von Walter Störer (eines meiner Lieblingsbilder), „Ohne Titel“, Mischtechnik von 1978…
Würde ich sie alle raustragen über den Parkplatz wieder zurück in die Galerie Herold, wo sie herkommen, da würde mir etwas fehlen. Living with Art ist ein wunderbarer Dialog zwischen der Kunst, der Mode, dem Raum und mir. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr dieses für sich entdecken, dass die Kunst ihre Häuser und Apartments bereichert und sich ein beredetes Schweigen ausbreitet, wie es nur das Original entwickeln kann. (Alle Bilder sind käuflich zu erwerben.)
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